Was genau ist Haggis? Sind die schottischen Highlands wirklich so schön, wie behauptet wird? Und warum trifft man hier so viele Harry-Potter- und Outlander-Fans? Antworten auf diese und viele weitere Fragen versuche ich mit diesem Reisebericht zu geben – Schottland war nämlich der Schauplatz unserer zweiwöchigen Rundreise mit dem Mietwagen. Auf eigene Faust organisiert, mit ganz viel traumhafter Natur, ein bisschen Sightseeing, Abenteuer und noch viel mehr – und nun sind wir riesige Schottland-Fans!
Mit dem Mietwagen in Schottland unterwegs war sonnenklar-TV-Redakteurin Sylvie. Was sie auf ihrem Roadtrip alles erlebt hat und welche Highlights in den Highlands warten, hat sie für euch in diesem Reisebericht zusammengefasst. Also anschnallen und auf geht’s nach Schottland!
Inhaltsverzeichnis
- Sonne zur Begrüßung – die Schottland-Reise beginnt
- Sightseeing mit dem gewissen Etwas
- „Fahr links, bleib links, Achtung!“- mit dem Mietwagen durch Schottland
- Schottland als Filmkulisse
- Schottische Küche: Was ist Haggis?
- Natur, Natur, Natur: Loch Lochmond und Inchcailloch
- Der Weg ist das Ziel – Natur pur in Glencoe
- Welcome to the Highlands!
- Die Jagd auf Nessie
- Steall Falls: so war das nicht geplant …
- Alle Mann an Bord, auf nach Hogwarts!
- In love with Scotland und dem Naturparadies Isle of Skye
- Fazit: Ist Schottland eine Reise wert?
Sonne zur Begrüßung – die Schottland-Reise beginnt
Edinburgh war der ideale Start unserer Reise – unter anderem, weil wir hier vom typisch schottisch wechselhaften Wetter verschont blieben! Strahlender Sonnenschein begrüßte uns nach der Landung und begleitete uns auch während der zwei Tage, die wir hier waren. Am ersten Abend nutzten wir das für den Aufstieg auf den etwa 100m hohen Calton Hill. Dort steht unter anderem das National Monument zu Ehren schottischer Seefahrer, dessen architektonisches Vorbild die griechische Akropolis ist. Eine kleine Kletterpartie und schon konnten wir uns dort entspannt anlehnen und den Sonnenuntergang über der Stadt genießen – welch wunderbarer Auftakt unseres Urlaubs!
Sightseeing mit dem gewissen Etwas
Da wir zum ersten Mal in Edinburgh waren, durfte natürlich das übliche Sightseeing-Programm nicht fehlen: die Royal Mile mit ihren vielen Whisky- und Souvenir-Läden, das die Stadt überwachende Edinburgh Castle, das Nationalmuseum und einiges mehr. Was wir euch außerdem wärmstens empfehlen können: eine der „Ghost Tours“, die von mehreren Anbietern angeboten werden. Am späten Nachmittag trafen wir an der Royal Mile unsere Reiseführerin Amy, stilecht in einen historischen Umhang gekleidet, und folgten ihr auf einen Rundgang der besonderen Art. Informativ und unterhaltsam weihte sie uns in die dunkle Seite von Edinburghs Geschichte ein und erzählte uns von Hexenverfolgung und Hinrichtungen. Nichts für ganz zartbesaitete Gemüter, aber unglaublich interessant! Ein Highlight war dann der Besuch der Katakomben Edinburghs, wo uns dank Amys anschaulichem Vortrag nicht nur ein Schauer über den Rücken huschte … Dieser Kontrast zum üblichen touristischen Programm machte unseren Aufenthalt in Edinburgh perfekt!
„Fahr links, bleib links, Achtung!“ – mit dem Mietwagen durch Schottland
Die schottische Hauptstadt hatten wir zu Fuß und mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln erkundet, aber nun sollte es soweit sein: wir machten uns wieder auf den Weg zum Flughafen, zur Mietwagen-Abholstation. Uiuiuiui – kurz wurde uns schon mulmig, als das Auto vor uns stand. Dank liebgemeintem Upgrade der Verleihfirma um einiges größer als gebucht und mit dem Lenkrad an der für uns „falschen“ Seite. Würden wir damit für die kommenden zehn Tage gut durch Schottland kommen? Kurzer Spoiler: ja! Natürlich war es am Anfang ungewohnt, aber wir hatten vorausschauend Automatik gebucht und fanden uns erstaunlich schnell in den Linksverkehr ein. Als erste „Einfahr-Strecke“ war die etwa einstündige Fahrt von Edinburgh nach Glasgow genau richtig: Autobahn, Stadtverkehr und ruhige Straßen am Rand von Glasgow, denn dort lag unser Hotel idyllisch an einem Park.
Schottland als Filmkulisse
Auch in Glasgow buchten wir uns eine Stadtführung, die uns die wichtigsten Punkte der Altstadt zeigte. Aber am besten gefiel uns der Ort, den wir auf eigene Faust anschauten: die Glasgow University. Hier denkt man nämlich, man befindet sich mitten in einem der Harry-Potter-Filme! Die wurden zwar nicht hier gedreht, aber die Ähnlichkeiten sind mehr als auffällig. Unter diesen gotischen Bogengängen könnten doch durchaus Harry und seine Freunde mit ihren wallenden Umhängen gelaufen sein! Oder hier, aus diesem Tor, da kommen die Zauberer bestimmt gleich mit ihren Besen hinaus zum Quidditch-Training im Innenhof! Fun Fact am Rande: Quidditch inspirierte die nun real existierende Sport Quadball und die Glasgow University ist darin mit einem eigenen Team vertreten.
Welche Serie aber tatsächlich hier gedreht wurde: Outlander! Als große Fans hatten wir uns im Vorfeld natürlich informiert und versucht, so viele der Original-Dreh-Schauplätze wie möglich in unsere Reiseroute mit einzubauen. Die Glasgow University diente dabei als Double für Harvard, dem Arbeitsplatz von Frank Randall.
Andere von uns besuchte und für empfehlenswert befundene Ziele für Fans von Harry Potter und Outlander:
- Jamies Bookshop in Edinburgh,
- eine Bar in Edinburgh, wo man ähnlich wie Harry Potter Zaubertränke brauen konnte – aber in Form süffiger Cocktails,
- die Strecke des Hogwarts-Zuges von Fort William nach Oban mit dem berühmten Viadukt und dem Grab von Dumbledore – dazu später noch ein bisschen mehr,
- der Ort, an dem Hagrids Hütte stand,
- Burg Lallybroch, der Heimatsitz von Jamies Familie,
- Steinkreise – davon gibt es viele verschiedene in Schottland und man kann dort auf Claires Outlander-Spuren wandeln. Der Steinkreis aus der Serie war künstlich errichtet, kann also nicht besucht werden, aber es gibt wirklich viele Stellen, um eure Reise in die Vergangenheit nachzuspielen. Wir haben uns die Menhire in Nether Largie angeschaut.
Schottische Küche: Was ist Haggis?
Natürlich wollten wir vor Ort auch unbedingt landestypisches Essen probieren. Fish and Chips war klar, aber würden wir uns an Haggis herantrauen? Naja, nicht wirklich. Haggis ist das schottische Nationalgericht und besteht aus Schafsmagen, gefüllt mit Schafsherz, -leber, -lunge, -fett, Zwiebeln, Hafermehl und Gewürzen. Wir entschieden uns für die vegetarische Version und bestellten uns eine Whisky-Creme-Sauce dazu – lecker! Mit noch einer anderen Haggis-Variante hatten wir auch keine Probleme: in vielen Souvenir-Läden sahen wir liebevoll illustrierte Kinder-Bücher über „Hamish, the Hairy Haggis“ – einem Fantasie-Tier in Form des Gerichts, mit vielen kuscheligen Zottel-Haaren.
Natur, Natur, Natur: Loch Lochmond und Inchcailloch
Loch Lomond, Schottlands größter See, lag auf unserem Weg von Glasgow in die Highlands. Eigentlich hatten wir ihn bei unserer Reiseplanung gar nicht auf dem Schirm und wollten einfach daran vorbeifahren, aber mein schottischer Schwager legte ihn uns wärmstens ans Herz – und wir waren so froh, dass wir auf ihn gehört haben. Für diesen Stopp solltet ihr unbedingt Zeit einplanen: die kleine Insel Inchcailloch. Am Ostufer des Sees, in der Ortschaft Balmaha, liegt etwas versteckt der Fähranleger. Wobei das Wort Fähre ein bisschen zu hoch gegriffen ist … Es ist ein putziges Boot für etwa 10 Passagiere, das gemütlich die fünf Minuten zur Insel tuckert. Und es folgt keinem fixen Fahrplan, sondern man sagt dem Besitzer einfach, wann man wieder abgeholt werden möchte.
Die Insel selbst steht unter Naturschutz und ist vermutlich selbst in der Hochsaison herrlich einsam. Wir waren Ende Mai dort und mit uns waren zeitgleich 7 Menschen auf der Insel – mehr haben wir zumindest nicht gesehen. Es gibt ein paar Wanderwege, wovon einer vom Fähranleger quer über das Eiland zu einer kleinen Badebucht führt. Umgeben von Bäumen, Sträuchern, bunt blühenden Frühjahrsblumen und Vogelgezwitscher kamen wir so richtig zur Ruhe und konnten uns kaum satt sehen an der schönen Naturkulisse. Übrigens: über die Nationalpark-Verwaltung kann man sich auch einen Zeltplatz buchen und ein oder zwei Nächte in der Wildnis von Inchcailloch verbringen – machen wir vielleicht beim nächsten Mal!
Der Weg ist das Ziel – Natur pur in Glencoe
Zu den Highlights unseres Roadtrips gehört definitiv die Strecke durch die Glencoe-Region. Majestätische Berge rechts und links der Straße, hier und da ein Wasserfall, Schafe, aber auch weite leere Täler mit wildem Gewuchs. In Glencoe verbrachten wir dann auf dem Rückweg zwei Nächte, bevor es wieder zurück nach Deutschland ging, und konnten noch einmal eine ordentliche Portion Natur, frische Luft und Idylle aufsaugen. Auf dem Hinweg musste der Blick aus dem Autofenster aber erstmal reichen, waren wir doch von Loch Lomond auf dem Weg nach Fort William, dem Tor zu den Highlands.
Welcome to the Highlands!
In Fort William hatten wir uns für gleich vier Nächte einquartiert – nach Hotelzimmern in Edinburgh und Glasgow nun in einer Ferienwohnung. In den ländlichen Gebieten von Schottland gibt es wenig Hotels und dafür viele Ferienwohnungen, Cottages, Glamping-Unterkünfte und mehr.
Loch Ness: die Jagd auf Nessie
Fort William wird als das Tor zu den Highlands bezeichnet und man kann in alle Himmelsrichtungen tolle Ausflüge machen. Selbstverständlich mussten wir zu Nessie! Loch Ness ist wirklich sehenswert! Wir hielten an mehreren Aussichtspunkten, erlebten unterschiedliche Wetterstimmungen und waren begeistert. Auch wenn man natürlich nicht damit rechnet, Nessie wirklich zu sehen, packte einen doch die Aufregung: Kuck mal, da hat sich doch was bewegt! Hörst du auch so ein komisches Grunzen? Diese Spiegelung da, das könnte doch ein Tier sein?! Der See war umgeben von einer ganz besonderen nicht greifbaren Atmosphäre, die einen nicht kalt ließ …
Steall Falls: so war das nicht geplant …
Eine gehörige Portion Abenteuer prägte unsere Wanderung zu Schottlands zweithöchstem Wasserfall, den Steall Falls mit etwa 120 Meter Fallhöhe. Wir verließen uns nicht auf die Schilder, sondern auf unsere Intuition – „hier auf der Karte, das schaut nach einem Weg aus, ist doch auch bestimmt schön, so neben dem Fluss!“ War es am Anfang auch! Dann wurde es jedoch steiler und steiler, es kam Regen dazu, dann wieder Sonne, dann Wind, dann wieder Regen, und es war immer noch steil und wir wähnten uns mittlerweile auf der total falschen Fährte. Aber jetzt aufgeben und zurück? So richtig waren wir nicht bereit dazu, gottseidank! Nach einem letzten kräftezehrenden Aufstieg kamen wir nämlich auf ein Aussichtsplateau und der Blick auf den nun etwas unterhalb liegenden Wasserfall war die Anstrengung allemal wert! So richtig offiziell war der Weg vermutlich nicht, aber wir bereuen nichts, nicht zuletzt wegen der malerischen Naturkulisse. Wer sich nicht wie wir in dieses Abenteuer wagen möchte, kann die gut ausgeschilderte kürzere Familienwander-Route unternehmen.
Einen kleinen Abstieg später liefen wir wieder neben einem idyllischen Fluss entlang, bevor wir den Wasserfall erreichten. Wow! Eindrucksvoll donnerten die Wassermassen in einen kleinen Naturpool, wo ein paar Mutige dem kalten Wasser trotzten und ein kurzes Bad nahmen. Wir beschränkten uns aufs Bewundern aus sicherer Entfernung – zumindest an diesem Punkt der Wanderung. Wenig später, zurück am Fluss, wagte ich mich nämlich auf die Seilbrücke. Zur Überquerung balanciert man lediglich auf einem dünnen Seil (und nicht auf einer richtigen Brücke), mit rechts und links je einem weiteren Seil zur Unterstützung. Das leichte Kribbeln in der Magengegend ignorierte ich und es machte nach wenigen Schritten richtig Spaß!
Alle Mann an Bord, auf nach Hogwarts!
Auch der „Harry-Potter-Zug“ ist ein lohnender Ausflug von Fort William aus. Wobei der Begriff „Harry-Potter-Zug“ nicht ganz stimmt. Genau genommen handelt es sich um einen historischen Zug mit Dampf- oder Diesellok, der auf dieser Strecke auch schon vor den Harry-Potter-Filmen fuhr.
Zweimal am Tag fährt der Nostalgie-Zug die etwa anderthalbstündige Route von Fort William nach Oban und zurück. Dazwischen verkehren Regionalzüge von ScotsRail – günstiger, mit den gleichen Aussichten, aber natürlich weniger Flair. Bei der Fahrt mit dem historischen Zug gibt es nämlich allerlei Erläuterungen über die Umgebung. An der bekannten Eisenbahnbrücke fährt er extra langsam und wenn man die Fantasie ein bisschen spielen lässt, wird man schnell zum Akteur seines eigenen Harry-Potter-Filmes! Und man kann die vielen vielen Leute besser sehen, die sich rund um das Viadukt postiert haben, um einen Blick auf den Zug zu erhaschen. Zwischendurch kommt ein Süßigkeitenwagen mit Harry-Potter-inspirierten Leckereien durch die Gänge und vor den Zugfenstern breitete sich zu unserer Reisezeit ein bunter Teppich aus gelbem Stechginster, rosa Rhododendron-Bäumen, grünen Büschen und vielem mehr aus – so schön! Ein Muss für alle Harry-Potter-Fans, Zugbegeisterte und Naturliebhaber!
In love with Scotland und dem Naturparadies Isle of Skye
Schottland ist wirklich ein Naturparadies. Ich könnte noch so viel erzählen, aber belasse es bei einem letzten Tipp: die Isle of Skye. Diese Landschaftsperle hatten wir auch noch in unserem Reiseprogramm! Wir waren zwei Nächte dort und empfehlen euch: bleibt länger. Es gibt hier nämlich sehr viel zu sehen! Und die auffällig vielen einspurigen Straßen tragen dazu bei, die Landschaft durch zusätzliche Stopps noch einmal ausführlicher zu bewundern. Alle paar Meter kommen sogenannte „passing places“, die ein bisschen breiter sind, um anzuhalten und Gegenverkehr vorbei zu lassen – entschleunigtes Reisen auf schottische Art!
Durch das typisch schottisch wechselhafte Wetter, durch das man gefühlt alle vier Jahreszeiten in einer Stunde erleben kann, ist immer für ausreichend Feuchtigkeit und somit üppige Landschaften gesorgt. Aber: bei keinem der Regenfälle, die wir in den zwei Wochen mitbekommen haben, gab es länger als eine Stunde am Stück Niederschlag – anders als bei uns, wo es sich gerne mal „einregnet“. Mit der richtigen Vorbereitung in punkto Kleidung bestiegen wir auf der Isle of Skye unter anderem den „Old Man of Storr“ – einen Berg mit markanter Felsformation in Form einer Nadel. Die hammer Aussicht überzeugte bei Nieselregen, Wind, Sonne und Gewitterstimmung und gehört zu den schönsten Wanderungen, die wir in Schottland machten!
Fazit: Ist Schottland eine Reise wert?
Klare Antwort: nicht nur eine, sondern mehrere! Die Region ist reich an landschaftlichen Schätzen, El Dorado für Film- und Serienbegeisterte (nicht nur Harry Potter und Outlander wurden hier gedreht), punktet mit viel Geschichte (sowohl in den Städten als auch auf dem Land), verzaubert mit Märchen, Mythen und Legenden, und vieles mehr! Wer einen Roadtrip mit dem Mietwagen als zu viel Abenteuer empfindet, kann auch wunderbar an geführten Rundreisen teilnehmen oder mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln durch Schottland fahren – zu den meisten Sehenswürdigkeiten gibt es je nach Saison mehr oder wenig regelmäßige Verbindungen. Und auch der schottische Dialekt sollte euch nicht davon abhalten, dort hin zu reisen. Wir hatten nur einmal in Glasgow kleine Probleme, unseren Pub-Kellner zu verstehen. Aber einmal kurz nachgefragt und er bemühte sich für uns verständlicher zu sprechen – die oft gepriesene schottische Freundlichkeit haben wir während der ganzen Reise täglich erleben dürfen.
Und wer in meinem Reisebericht schottische Dudelsäcke, Kilts, Highland Coos und weiteres mehr vermisst hat: das haben wir natürlich auch alles gesehen und werdet ihr bei eurem Urlaub bestimmt auch – habt ihr schon gebucht?