Nachdem mich beim letzten Mal Katharina an der Türkischen Riviera aufgespürt hat, nehme ich euch heute mit ins Hinterland zu einem ganz besonderen Ereignis: Einem Öl-Ringkampf (türkisch: yağlı güreş) um die Goldene Kirsche. Schon zum 26. Mal fand dieser Wettbewerb in der Provinzstadt Korkuteli statt. Korkuteli liegt etwa 60 Kilometer von Antalya entfernt auf immerhin 1200 Metern über dem Meeresspiegel.
Der Öl-Ringkampf ist unser Nationalsport. Klar, auch wir haben Fußball und den nehmen wir sehr wichtig – aber unser Sport, das ist eben der Ringkampf. Und das ist für uns eine große Sache. Wie groß, das könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wenn ich euch erzähle, dass 20.000 Besucher ins Stadion von Korkuteli strömten, um sich die Kämpfe anzuschauen. Dabei hat die Stadt selbst auch nur knapp 20.000 Bewohner. Es war also buchstäblich die ganze Stadt auf den Beinen und im Stadion.

Warum heißt diese Form des Ringes Öl-Ringkampf? Weil die Ringer sich mit Olivenöl einreiben – von Kopf bis Fuß. Das machen sie, weil sie so natürlich nicht einfach zu packen sind: Wenn der Gegner einen Hebel oder einen Griff ansetzen möchte, dann rutscht er leicht ab. Beim Kampf um die Goldene Kirsche sind insgesamt 472 Ringer antreten – da ist dann die Luft schon vor dem Stadion geschwängert vom Geruch des Olivenöls.

Wie auch beim olympischen Ringen treten immer zwei Ringer gegeneinander an – allerdings tragen sie bei uns keine Trikots, sondern nur spezielle Lederhosen, die wir Kispet nennen. Und wie ihr auf den Fotos sehen könnt, wird nicht in der Halle gerungen, sondern unter freiem Himmel und auf Gras. Will ein Öl-Ringer seinen Kampf gewinnen, dann hat er zwei Möglichkeiten: Entweder er hebt seinen Gegner hoch und läuft mit ihm in der Luft drei Schritte weit – oder er drückt ihm beide Schultern auf den Boden.

Bei den Kämpfen um die Goldene Kirsche konnte das Mehmet Yesil Yesil am besten. Er setzte sich gegen die anderen 40 Hauptkämpfer durch (die anderen 430 Kämpfer rangen nur um die Ehre) und wurde Sieger von Korkuteli. Wenn ihr mal an die Türkische Riviera fahrt, dann schaut doch auch mal im Hinterland vorbei – vielleicht habt ihr Glück und könnt Augenzeugen werden, wenn wir den Öl-Ringkampf, unseren Nationalsport, austragen.