Gyros? Zeus? Ouzo? Sirtaki? Grüne Olivenhaine? Die tiefblaue Ägäis? Oder doch die Akropolis? Der südosteuropäische Mittelmeerstaat Griechenland ist eines jener Länder, das sofort innere Bilder, persönliche Assoziationen oder Träume und Sehnsüchte auslöst, wenn die Sprache darauf kommt. Und auch dank des zeitlosen emotional-melancholischen Schlagers „Griechischer Wein“ hat wohl jeder ein bisschen das Gefühl, Griechenland irgendwie zu kennen, auch wenn man noch nie dort war … Doch stimmen die althergebrachten Klischees und das von Udo Jürgens gezeichnete Bild wirklich und ist tatsächlich alles typisch Griechisch, was auf den ersten Blick so aussieht?
Im folgenden Beitrag prüfen wir (mitunter etwas augenzwinkernd) viele Griechenland-Klischees auf ihren Wahrheitsgehalt und zeigen euch auch neue Facetten und Seiten von „Hellas“, die zwar typisch Griechisch sind, hierzulande aber eher als unbekannt gelten. Kommt mit uns auf eine spannende Reise durch eines der schönsten und beliebtesten Urlaubsländer Europas und entdeckt, was wirklich typisch für Griechenland ist … Viel Spaß!
Inhalt
- Die Griechen: Volk der Insulaner?
- Das „blaue“ Griechenland: Ein Land, eine Farbe
- „Gyros-Überraschung“ und Unbekanntes: Griechische Kulinarik
- Mythologie, Antike, Freiheitskampf: Die Geschichte Griechenlands
- Weltbekanntes Kulturerbe: Griechenland, deine SehenswĂĽrdigkeiten
- Feste und Traditionen in Griechenland
- Lebensfreude trifft Gastfreundschaft: Die griechische Art zu Leben
Das Wichtigste im Ăśberblick
- Griechenland hat circa 10,5 Millionen Einwohner, wobei die Hauptstadt Athen mit 645.000 Einwohnern (1 Million im Metropolbezirk) der größte urbane Raum des Landes ist. Die zweigrößte Stadt ist Thessaloniki mit 325.000 Einwohnern.
- Griechenland ist das südlichste Land der Balkanhalbinsel. Das griechische Staatsgebiet grenzt im Norden an Albanien, Nordmazedonien sowie Bulgarien und im Osten an den europäischen Teil der Türkei.
- Griechenland ist eines der beliebtesten Urlaubsländer des europäischen Kontinents. Die Inseln sind dabei das Ziel für Bade- und Aktivurlauber, während das Festland Kulturinteressierte lockt.
Die Griechen: Volk der Insulaner?
Wir beginnen unsere Reise in die „Tiefen der griechischen Seele“ mit einem besonders penetranten Klischee: Denn es ist typisch für Griechenland, dass das gesamte Land meistens mit seinen Inseln gleichgesetzt wird … Euch wird es vielleicht auch schonmal passiert sein: Ihr hört das Wort „Griechenland“ und denkt direkt an Inseln wie Kreta, Rhodos, Santorin, Korfu oder Mykonos, was aber auch nicht unbedingt verwunderlich ist, gelten einige der griechischen Inseln doch als DIE Urlaubsparadiese des Mittelmeers. Und auch wenn Griechenland über sage und schreibe 3054 Inseln verfügt, die satte 82 Prozent aller Inseln im Mittelmeer ausmachen, trifft die vereinfachende Formel „Griechenland = Inselland“ nur bedingt zu.

Das liegt zum einen daran, dass viele der Inseln lediglich kleine Eilande oder unbewohnte Felsen oder Riffe sind (es sind sogar „nur“ 113 Meeresinseln, die dauerhaft bewohnt sind), zum anderen daran, dass alle Inseln in ihrer Gesamtheit gerade einmal 19 Prozent der griechischen Landfläche ausmachen. Zudem befinden sich mit Athen, Thessaloniki, Patras und Piräus gleich vier der fünf größten Städte Griechenlands auf dem Festland – Griechenland nur auf seine Inseln zu reduzieren, ist daher ein typischer Fehler. Zudem tut man dem ebenso idyllischen wie malerischen griechischen Festland unrecht. Gerade die Großregion Peloponnes steht den „Insel-Klassikern“ als Urlaubsziel in nichts nach und brilliert mit atemberaubenden Stränden, romantischen Buchten, verträumten Landschaftspanoramen und sehenswerten Orten und Stätten!
Das „blaue“ Griechenland: Ein Land, eine Farbe Â
Als „Grüne Insel“ bekannt, ist Irland ein herausragendes Beispiel dafür, wie man Länder mit Farben assoziieren kann. Für Griechenland ist es indes typisch, dass die Nation mit der Farbe Blau verbunden wird. Schuld daran sind vielleicht auch die zahlreichen griechischen Gastronomen in Deutschland, die offensichtlich allesamt den ehernen hellenischen Schwur geleistet haben, dass sowohl der Restaurant-Name als auch mindestens eine Wand des Lokals in sattem Blau zu erstrahlen haben … Ein anderer (und wahrscheinlicherer) Grund liegt auch in der markanten Flagge des Landes, wobei das Blau für Meer und Himmel stehen, während die fünf blauen Querstreifen die griechischen Teilmeere des Mittelmeers symbolisieren.

Und so sind es tatsächlich auch die drei größeren Teilmeere, die einen beträchtlichen Anteil daran haben, dass Griechenland typischerweise mit der Farbe Blau gleichgesetzt wird: Das Kretische Meer ist für sein unergründlich tiefes Blau bekannt, das Ionische Meer schimmert üblicherweise klar-bläulich und in den weißen Schaumkronen der Ägäis-Wellen scheinen sich die Landesfarben 1:1 widerzuspiegeln. Da bleibt noch ein „blaues Wunder“, das dafür sorgt, dass die Fusion zwischen Griechenland und Blau so harmonisch ist: Die blauen Kuppeldächer der Insel Santorin sind nicht nur ein weltweit bekanntes, ikonisches Fotomotiv, sondern auch ein nationales Symbol, das beispielhaft für die faszinierende Schönheit Griechenlands steht!
„Gyros-Überraschung“ und Unbekanntes: Griechische Kulinarik
Jetzt wird es köstlich, denn nun kommen wir zum typisch griechischen Essen, das mit den tischbrechenden Grill- und Fleischtellern, die hierzulande gerne kredenzt (und gegessen) werden, eher entfernt verwandt ist. Das beginnt schon mit dem Gyros, das vielen Deutschen als DAS typisch griechische Nationalgericht gilt. Weit gefehlt: Fernab von touristischen Zentren ist es in Griechenland absolut untypisch, Gyros in einem Restaurant anzubieten, weil das Schweinefleisch vom Drehspieß dort als To-go-Imbiss genossen wird. Zwar werden landesweit auch die allseits bekannten Klassiker wie Bifteki (Frikadellen) und Souvlaki (Fleischspieße) vertilgt, allerdings nimmt Fleisch eine weitaus weniger wichtige Bedeutung ein, als man vermutet. Die griechische Küche steckt voller Vielfalt, wie beispielsweise das Pastitsio beweist: Das Auflaufgericht mit rohrförmigen Nudeln hat auf den Ionischen Inseln seinen Ursprung und erinnert an eine Lasagne.

Und das ist nicht die einzige Überraschung auf Hellenisch! Neben Suppen und Eintopfgerichten erfreuen sich in Griechenland vor allem die Mezedes nationaler Beliebtheit: An Tapas erinnernd, beglücken euch die kleinen Vorspeisen mit Köstlichkeiten wie Krakenarmen vom Grill in Olivenöl, Saganaki (gebratener Käse) oder gebackenen Bohnen. Dass die Ferieninseln Griechenlands indes eine herausragende Tradition der maritimen Kulinarik haben, ist indes weniger überraschend: Freut euch auf frittierte Meeresfrüchte, gegrillte Calamari, Dorade in Zitronensaft oder Lachsfilet in Olivenöl. Begossen wird das Festmahl dann mit der Anisspirituose Ouzo, die offiziell als Nationalgetränk gilt. Diesen Status macht dem Schnaps in jüngerer Vergangenheit ein typisch griechisches Trendgetränk streitig: Der mit Wasser, Eis, Kaffeepulver, Milch und Zucker angerührte Frappé darf speziell in den Sommermonaten an keinem Strandkiosk oder Café fehlen!
Mythologie, Antike, Freiheitskampf: Die Geschichte Griechenlands
Nach den kulinarischen Genüssen kommen wir zu einem kleinen geschichtlichen Exkurs, der uns auch zu einem beliebten Griechenland-Klischee führt: Denn wenn man über die Historie des Landes spricht, verfließen vor allem in den altertümlichen und antiken Epochen oftmals die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion: Das liegt vor allem an der griechischen Mythologie, also an den Geschichten um Göttervater Zeus und andere Gottheiten, die sich die Menschen damals erzählten und die als Religion fungierte. Diese Geschichten wurden dann von antiken Autoren wie beispielsweise Homer in die wahren historischen Begebenheiten integriert, sodass sich Sagen wie „Der Raub der Europa“, „Odyssee“, „Der Trojanische Krieg“ oder „Die Herkulessage“ noch heute allgemeiner Bekanntheit erfreuen, was auch an zahlreichen Hollywood-Blockbustern liegt.

Angesichts der „Berühmtheit“ des antiken Griechenlands, das auch als „Wiege des modernen Europas“ bezeichnet wird, ist es typisch griechisch, dass die weitere Geschichte des Landes weitgehend unbekannt ist … Doch diese hat es in sich: War Griechenland im mittelalterlichen Byzantinischen Reich noch der kulturell und sprachlich dominierende Teil, fiel das Land ab 1451 für mehr als 350 Jahre unter die Kontrolle des Osmanischen Reichs – erst 1821 begann die Griechische Revolution mit anschließendem Freiheitskampf, der 1830 in der Gründung eines unabhängigen Griechenlands gipfelte. Mehr als 100 Jahre später wurde Griechenland im Zweiten Weltkrieg erneut auf eine harte Probe gestellt, als die Nazis das Land besetzten. Historiker gehen heute davon aus, dass der griechische Partisanen-Widerstand etliche Truppen der deutschen Wehrmacht band, die eigentlich für die kriegsentscheidende Schlacht von Stalingrad vorgesehen waren, weshalb auch Griechenland einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Verlauf des Krieges und somit die Weltgeschichte hatte … Griechische Historie: Viel mehr als antike Sagen – wer hätte es gedacht?
Weltbekanntes Kulturerbe: Griechenland, deine SehenswĂĽrdigkeiten
Nachdem wir nun einen kurzen Abriss der griechischen Historie hatten, wird es Zeit, einmal darauf zu blicken, was für Spuren die Geschichte in „Hellas“ hinterlassen hat. Dabei gibt es Sehenswürdigkeiten und Highlights, die weltweit typisch für Griechenland stehen: Zuallererst ist dabei die Akropolis in Athen zu nennen, deren Name das altgriechische Wort für „Stadtfestung“ darstellt. Die historische Stätte ist nicht nur das Wahrzeichen der griechischen Hauptstadt, sondern auch ein Nationalsymbol für das gesamte Land. Gerade die Ruinen des Parthenons stellen wegen der ebenso wuchtigen wie hohen Säulen und der riesigen Grundfläche das wohl markanteste Denkmal der Akropolis dar, zumal sie auf Fotos und Postkarten stets hervorstechen und bei Nacht stimmungsvoll beleuchtet werden.

Ein weiterer Ort, der zum wichtigsten Erbe der griechischen Geschichte zählt, ist die archäologische Stätte von Olympia im Nordwesten der Peloponnes: Hier fanden einst die Olympischen Spiele der Antike statt und damit die Vorläufer der Veranstaltung, die in der Gegenwart im Vierjahrestakt als größtes Sportereignis der Welt zelebriert wird. Noch heute lassen sich in dem malerisch-idyllischen Areal altertümliche Wettkampfstätten ebenso entdecken wie Ruinen von Zuschauerrängen, Säulen, Tempeln und Straßenzügen – eine unvergleichliche Sport-Zeitreise der welthistorischen Art! Neben diesen zwei herausragenden Highlights gibt es weitaus mehr historische Stätten und Sehenswürdigkeiten im ganzen Land, wobei nicht nur die Antike präsent ist, wie beispielsweise der mittelalterliche Großmeisterpalast auf Rhodos oder der venezianische Hafen von Chania (Kreta) eindrucksvoll beweisen.
Feste und Traditionen in Griechenland
In Griechenland herrscht die Griechisch-orthodoxe Kirche vor, was bedingt, dass in Puncto Fest- und Feiertagen dort so einiges anders läuft als bei uns: Typisch für Griechenland ist zum Beispiel, dass das Osterfest einen weitaus höheren Stellenwert genießt als Weihnachten. Gemäß dem julianischen Kalender, an dem sich die Griechisch-orthodoxe Kirche orientiert, findet „Pascha“ (Ostern) in Griechenland immer etwas später als in Deutschland statt. Gemein hat man indes die Tradition des Eierfärbens, wobei die Ostersymbole in Griechenland nicht kunterbunt, sondern hauptsächlich in rot gestaltet werden. Es ist typisch griechisch, dass die Osterzeit am Ostersonntag um Mitternacht mit einem Feuerwerk verabschiedet wird, nachdem zuvor ein rauschendes Familienfest zelebriert wurde. Apropos rauschende Feste …

Angeblich ist es in Griechenland typisch, dass der Namenstag mehr gefeiert wird als der Geburtstag. Einfach pauschalisieren lässt sich dies zwar nicht, dennoch trägt ein beträchtlicher Teil der Griechen den Namen eines christlichen Heiligen, deren Todestage als Gedenktage fungieren. Und so werden an jenen Tagen auch die Träger der entsprechenden Namen ganz besonders gefeiert und beschenkt. Bei solchen Feiern wird sehr oft getanzt, womit wir beim Thema sind: Der Sirtaki gilt zwar als typisch griechisch, wurde in der bekannten Form aber de facto lediglich für den Film „Alexis Sorbas“ erschaffen (lustigerweise nur, weil Hauptdarsteller Anthony Quinn zu keinen komplexeren Tanzschritten fähig war). Immerhin: Die weltbekannte Filmkreation beruht auf den traditionellen Sirtos-Tänzen von denen es über 4.000 Interpretationen gibt!
Lebensfreude trifft Gastfreundschaft: Die griechische Art zu Leben
Griechenland ist als Mittelmeerstaat eines jener Länder, auf das wir hierzulande mitunter etwas neidisch blicken: Alltagshektik, Missmut und Regenwetter scheint es hier einfach nicht zu geben! In dieser Hinsicht ist in Griechenland zwar auch nicht alles Gold, was glänzt, denn schlechte Laune gibt es bei Weitem nicht nur, wenn die griechische Fußballnationalmannschaft sich mal wieder nicht für ein großes Turnier qualifizieren konnte, dennoch ist eine gewisse Tiefenentspannung in allen Lebenslagen einfach typisch für Griechenland. Das mag einerseits an der natürlichen Schönheit des Landes, der stolzen Kultur oder dem köstlichen Essen liegen, andererseits spielt es bestimmt eine Rolle, dass die Griechen schon historisch bedingt allesamt Stoiker sind: Nicht einmal die drohende Staatspleite, täglich wechselnde Regierungen, die Euro-Krise und der Wirtschaftseinbruch Anfang der 2010er Jahre konnten die typisch griechische Lebensfreude brechen. Auch aufgrund der geschichtlichen Erfahrungen herrschte damals vielmehr der Gedanke „Lamentieren nützt nichts. Krempeln wir die Ärmel hoch, wir schaffen’s schon“ vor – wäre auch noch schöner, wenn sich ein Grieche von solchen Banalitäten seine Lebensfreude nehmen ließe!

Womit wir beim letzten und vielleicht schönsten Klischee über Griechenland wären, denn wer Lebensfreude und Genuss zur absoluten Maxime erkoren hat, tut sich auch leicht, ein guter Gastgeber zu sein. Und so kommt es, dass die typisch griechische Gastfreundschaft ebenso legendär wie charmant ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Familienbesuche handelt, Gäste in einem Lokal bewirtet werden oder Touristen aus dem Ausland in Empfang genommen werden – in Griechenland ist jeder immer und überall willkommen! Aber Vorsicht: Spätestens nach dem dritten angebotenen Ouzo, solltet ihr vielleicht doch höflich ablehnen …In diesem Sinne: Prost und Jamas auf das wunderschöne Griechenland und seine herzlichen, lieben Menschen!
Fazit:
Ihr seht also, dass Griechenland völlig zu Recht ein immerwährender, mediterraner Sehnsuchtsort ist, der eine traumhafte Natur, spektakuläre Küsten, paradiesische Inseln, ein reiches Kulturerbe und eine tausende Jahre alte Historie unvergleichlich und einzigartig vereint! Fest steht, dass an vielen Klischees über Griechenland und seinen Einwohnern etwas dran ist, auch wenn vieles stark übertrieben und überzeichnet dargestellt wird. Anderseits gibt es auch viele Facetten, die überraschen, unglaublich wirken oder gänzlich unbekannt sind! Am besten macht ihr euch vor Ort einfach ein eigenes Bild von diesem faszinierenden Land und erlebt selbst, was „Typisch Griechisch“ ist.