In die Ferne zu reisen, so ganz alleine, das trauen sich viele bereits nicht. Aber nach China? Wo alles so wahnsinnig groß ist, man die Sprache höchstwahrscheinlich nicht spricht, auch nicht auf die Schnelle lernen und geschweige denn, irgendetwas entziffern kann? Doch das hat Clemens nicht davon abgehalten, seinen Koffer zu packen und Peking auf eigene Faust einen Besuch abzustatten. Wie er sich vorbereitet hat und worauf auch ihr achten solltet, verrät er euch hier.

Jede Reise erfordert Vorbereitung – von Reisezeit, über Hotels bis hin zu Sehenswürdigkeiten. Wie bist du vorgegangen, als klar war, dass es für dich alleine nach Peking geht? Hast du intensiver als sonst recherchiert?
Ich würde nicht sagen, dass ich unbedingt intensiver recherchiere, wenn ich alleine Reise. Natürlich kann man sich in diesem Fall auf keinen Reisepartner verlassen, sondern nur auf sich selbst. Um ein wenig Eigenrecherche kommt man aber in beiden Fällen nicht herum.
Zunächst einmal versuche ich nur das Nötigste zu planen. Natürlich braucht es eine Übernachtungsmöglichkeit, gerade für die ersten paar Tage. Vor Ort kann man dann ja immer noch schauen, ob man spontan ein günstigeres Hotel findet, dessen Lage vielleicht sogar noch besser in das eigene Vorhaben passt.
Gerade im Fall von Peking ist die Wahl des Hotels nicht unbedingt einfach, da die Stadt unglaublich großflächig ist. Soll heißen, die Wahl des Hotels hängt davon ab, was man genau in der Stadt vor hat, welche Sehenswürdigkeiten man sich anschauen will, welche Stadtviertel man erkunden will. Hier empfiehlt sich übrigens dar Stadtteil Chaoyang. Er ist zentral gelegen und doch nicht weit entfernt von den berühmtesten Sehenswürdigkeiten wie dem Platz des Himmlischen Friedens oder der Verbotenen Stadt.
Für die Unternehmungen vor Ort plane ich insoweit vor, dass ich versuche, mir schon vor der Reise einen groben Eindruck von der Stadt zu machen. Ich überlege mir also, was ich vor Ort sehen und unternehmen möchte und unterteile es im Kopf schon mal in verschiedene Stadtviertel. Das hilft vor Ort schon enorm und man bleibt dennoch spontan. Der Panjiayuan Markt zum Beispiel liegt in einer ganz bestimmten Ecke von Peking, die nicht so einfach von allen Stadtteilen der Stadt zu erreichen ist.

Wie hast du die Reise letztlich ganz genau geplant?
Ich hatte den Vorteil, nicht zum ersten Mal nach Peking zu reisen. Ich wusste also in etwa, was mich erwartet. Nur in etwa, da sich gerade Peking in den letzten Jahren rasant verändert hat. Ganze Stadtviertel werden aus dem Boden gestampft.
Gebucht habe ich gleich drei Hotels in verschiedenen Ecken der Stadt. So war es möglich, ganz unterschiedliche Ecken Pekings zu erkunden. Dann habe ich Wissenswertes im Vorfeld der Reise im Internet recherchiert:
- Wie komme ich am besten an eine chinesische SIM-Karte? – Direkt bei Ankunft am Flughafen oder in bestimmten Shops diverser Anbieter in der Stadt.
- Wie komme ich vom Flughafen in die Stadt? – Am besten mit dem Zug oder einem Taxi.
- Brauche ich für die Internetnutzung in China einen VPN-Dienst und wenn ja, welcher wird als besonders gut bewertet? – Solch organisatorische Dinge habe ich vor der Reise in Erfahrung gebracht.
Was die Unternehmungen vor Ort angeht, habe ich mich eher überraschen lassen. Ich habe mir eine grobe Liste mit Sehenswürdigkeiten, Shops, Restaurants etc. gemacht und habe erst vor Ort entschieden, was ich wann, wo und wie in meinen Tagesablauf integriere. Wenn man sich da die Spontanität erhält, kann das echte Vorteile haben.

Jedes Land hat seine Eigenheiten und Sitten – vor allem dann, wenn man sich in einen anderen Kulturkreis begibt. Hast du dich vorab über Chinas Gepflogenheiten und Gesetze informiert?
Na klar. Gerade im Fall von China kann man als Europäer schnell ins ein oder andere Fettnäpfchen treten. Andererseits ist noch kein Weltreisender vom Himmel gefallen, der immer und überall alles so tut, wie es die Gepflogenheiten des Reiselandes vorgeben.
Natürlich muss man sich den einheimischen Sitten anpassen. Das Schöne daran ist aber, dass das immer erst vor Ort passiert – live, direkt und in Farbe. Genau so entsteht eine authentische Reiseerfahrung. Gesetze sind etwas anderes. Natürlich habe ich mich da weitgehend eingelesen.
Mit welcher inneren Einstellung bist du losgefahren?
Ich wollte die Stadt auf mich zukommen lassen. Man mag zwar größten Respekt vor einem Reiseland wie China haben, trotzdem sollte man die Sache nicht zu ängstlich und verbissen angehen.
Wie hast du dich gefühlt, als du dann dort warst?
Erst einmal erschlagen! Peking ist unglaublich groß, laut und durcheinander. Auf den Straßen ist immer etwas los. Ich weiß noch, wie ich nach dem Check-in im Hotel vom Hotelzimmerfenster hinunter auf diese quirlige Kreuzung schaute und dachte: „Ui, na dann mal rein da.“ Ganz ehrlich: Kaum im Getümmel, hat es auch schon Spaß gemacht. Natürlich ist man auf sich allein gestellt. Aber selbst in Peking stellt man fest, dass sich vieles von selbst erklärt, dass gerade jüngere Chinesen mittlerweile ganz gut Englisch sprechen und gerne helfen, wenn man mal einen Rat braucht oder wenn man einfach nur wissen will, wo der nächste Eingang zur U-Bahn ist. Es hat alles super funktioniert.
Hinzu kommt, dass die U-Bahn mittlerweile eine super Alternative zum Taxi ist. Vom Zentrum zum Olympiastadion in Peking und dem wundervollen Park, den ihn umgibt, ist es so überhaupt nicht weit. Die Bahnlinie fährt in einem Stück bis hin und alles ist auf Englisch ausgewiesen.

Punkto Sicherheit: Wer alleine verreisen soll, fühlt sich häufig unsicherer als mit Freund oder Partner. Hast du da irgendwelche Vorkehrungen getroffen?
Nein, denn um ehrlich zu sein, ist Peking nicht gefährlicher als Berlin, Stuttgart oder München. Natürlich habe ich mich an meine gewohnten Verhaltensweisen gehalten. Wenn es dunkel ist, sollte man am besten nicht unbedingt durch die dunkelsten Hintergassen laufen und am besten hat man dabei auch nicht eine dicke Spiegelreflexkamera mit großem, gelben Nikon-Schriftzug um den Hals hängen. Ich habe den gesunden Menschenverstand walten lassen und der macht das für gewöhnlich auch im Ausland wie in China sehr gut.
Was lief vor Ort dann doch ganz anders als geplant?
Die Stadt ist wie gesagt größer als gedacht und man braucht oft länger von A nach B, als ich erwartet hätte. Einerseits ist das U-Bahn-Netz viel weiter aufgebaut, als noch vor wenigen Jahren, andererseits hat der Verkehr unheimlich zugenommen. Einfach mal schnell mit dem Taxi von einem Tempel zum nächsten zu fahren, das klingt vielleicht nach einer guten Idee, kann aber zur Rush Hour eine richtig schlechte Idee sein. Denn die Rush Hour dauert in Chinas Supermetropolen gerne mal länger, als man denkt. Oft geht es einfach so gut wie gar nicht vorwärts.
Gab es Probleme? Wenn ja, wie hast du sie gelöst?
Wirkliche Probleme hatte ich auf der Reise keine, nein. Es gab lediglich einige Situationen, in denen ich umdisponieren musste. Momente, in denen sich die enorme Größe Pekings dann doch wieder und wieder überrascht hat. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass es so lange dauert, von einer Seite des Platz des Himmlischen Friedens auf die andere zu spazieren? Kein Wunder, dass er als größter Platz der Welt gilt, zumindest unter Chinesen.

Gab es schöne Momente, die du vermutlich zusammen mit einer anderen Person so nicht erlebt hättest?
Es gab viele tolle Momente. Ob ich die nur alleine so erlebt hätte? Gute Frage. Einmal hatte ich eine Unterhaltung mit einem Taxifahrer in sehr gebrochenem Englisch. Gut war sie trotzdem, ein wenig über Kunst und über Peking im Wandel. Ob wir auch so ins Gespräch gekommen wären, wenn ich nicht alleine gewesen wäre?
Ein andermal hat mich ein junger US-Amerikaner an einer Bar im 798 Art District Peking angesprochen, dem angesagten Kunstviertel der Stadt. Er saß dort ebenso alleine auf einen Feierabenddrink wie ich. Tatsächlich dauerte es keine zehn Minuten, da waren wir im Gespräch.
Ich denke also schon, dass schöne Momente entstehen können, gerade wenn man alleine reist. Man ist selbst vielleicht offener für die Situation und für Fremde. Man lehnt sich nicht zurück und ruht sich auf der Gesellschaft von Mitreisenden aus, sondern sucht selbst das Neue, das Unbekannte. Der Schritt dahin ist gar nicht so groß, wie man vielleicht anfangs glauben mag.
Wie hast du die Sprachbarriere überwunden?
Puh, das ist im Falle von China natürlich eine extrem harte Nuss. Alles, was ich neben der noch relativ bekannten Begrüßungsformel „Ni hao“ kann, ist, den Taxifahrer zu navigieren. Rechts, links, geradeaus, hier anhalten, mach bitte einen U-Turn – das war’s dann schon. Der Rest sind wie so oft reine Handzeichen. Aber auch die funktionieren in China, nahezu universell wie sie sind, größtenteils erstaunlich gut.