Was gibt es für Adrenalin-Junkies schöneres als den wohligen Schauer auf dem Rücken während eines Horrorfilms oder einer Fahrt durch die Geisterbahn? Und auch an Halloween wird der Grusel zelebriert, wenn unzählige Monster, Gespenster und maskierte Wesen die Straßen und Partys des Landes unsicher machen. Fernab von Halloween und künstlicher Unterhaltung könnt ihr das ganze Jahr über gruselige Orte besuchen, die euch bestimmt eine gehörige Gänsehaut verpassen werden.
Inhaltsverzeichnis:
- Isla de las Muñecas, Mexiko
- Craco, Italien
- Leap Castle, Irland
- Centralia, USA
- Greyfriars Kirkyard, Schottland
- Edinburgh Castle, Schottland
- Beelitz Heilstätten, Berlin
- Kapuzinergruft, Sizilien
- Berg der Kreuze, Litauen
- Gespensterwald, Nienhagen
1. Isla de las Muñecas (Mexiko): Die unheimliche Insel der Puppen
Mexiko-Stadt beheimatet einen der gruseligsten Orte auf dem gesamten amerikanischen Doppelkontinent – die Isla de las Muñecas! Um zur unheimlichen Insel der Puppen zu kommen, müsst ihr euch in den südlichen Teil der Mega-Metropole begeben. Hier befindet sich inmitten der Xochimilco-Kanäle eine kleine Halbinsel befindet, in deren Bäumen und Sträuchern unzählige Spielzeugpuppen hängen, denen zum Teil ganze Gliedmaßen fehlen. Dass die Puppen wegen der jahrelangen Witterung zum Teil verblasst oder mit Moos überzogen sind, macht deren Anblick noch bizarrer.

Die Hintergrundgeschichte dieses Gruselortes kommt ebenfalls wie aus einem Albtraum daher. Bis 2001 wohnte auf der Insel nur ein einziger Mann, nämlich der Fischer Julian Santana Barrera. Dieser begann mit dem Aufhängen der Puppen, um den Geist eines Mädchens zu besänftigen, das 1951 in dem Kanal vor der Insel ertrank. Als die Schreie des Geistes nicht verstummten, verstümmelte der Fischer die Puppen zur Abschreckung. Barrera ertrank ebenfalls im Kanal – an der gleichen Stelle wie das Mädchen 50 Jahre zuvor.
Ihr habt die Möglichkeit, die Insel während eines geführten Bootsausfluges zu erkunden. Aber seid gewarnt: Obwohl sie auf der Insel unter ihresgleichen wären, hätten hier bestimmt auch die bekannten Horror-Puppen Chucky und Annabelle Angst …
2. Craco (Italien): Aufgegeben, aber nicht vergessen
Wenn ihr mal im Süden des „italienischen Stiefels“ Urlaub macht, könnt ihr in der Region Basilikata einen Ort besichtigen, der ebenso gruselig wie faszinierend ist: Craco.

Die kleine Gemeinde blickt wahrlich auf eine bewegte Geschichte zurück, die von Trauer und Schmerz gezeichnet ist. Nach Jahren der florierenden Wirtschaft brach 1656 eine Hungersnot aus, die etliche Einwohner der Ortes das Leben kostete. Nicht einmal fünfzig Jahre später wurde die Region von Frankreichs Kaiser Napoleon besetzt, woraufhin Craco von italienischen Söldnern geplündert wurde. Dabei wurden unzählige pro-französische Einwohner Cracos ermordet.
Das schlimmste Unglück für Craco sollte allerdings noch kommen, als zahlreiche Erdrutsche die Stadt ab 1959 fast völlig zerstörten, ehe die Altstadt von Craco nach einem Erdbeben 1980 vollständig aufgegeben wurde. Seither leben die evakuierten Bewohner in der Ortschaft Craco Peschiera im Tal.
Wenn ihr unterhalb der Geisterstadt steht, deren beeindruckende Ruinen erhaben in den Bergen thronen, werdet ihr unweigerlich ein mulmiges Gefühl bekommen. Dass Craco nicht nur unheimlich ist, seht ihr bestimmt, wenn ihr an einer der geführten Touren in die Altstadt teilnehmt. Zwar weht hier der Geist der Vergangenheit. Dennoch versprüht selbst dieser verlassene Ort den Charme, den wir alle an Italien so lieben.
3. Leap Castle (Irland): Geisterburg in malerischer Umgebung
In Irland könnt ihr nicht nur wandern oder in Pubs das heimische Bier und den Whisky genießen. Ihr könnt euch auch ein Geisterschloss anschauen, das auf eine spannende Geschichte zurückblickt. Leap Castle liegt ziemlich genau im Zentrum der „Grünen Insel“ etwa zwei Autostunden westlich von Dublin.
Es hat die typisch Architektur von einem irischen Tower House: Neben einem massiven, turmartigen Hauptgebäude aus Stein gibt es flankierende Mauern und Türmchen. Die Umgebung des Schlosses verströmt mit seiner unberührten Umgebung mit grünen Hügeln und einsamen Landstraßen feinste „Irland-Romantik“.

Weniger romantisch sind die Sagen und Legenden, die sich um Leap Castle ranken. So soll die Burg Schauplatz hinterhältiger Morde und blutiger Familien- und Clanfehden gewesen sein. Das Obergeschoss der Burg erreichte als „Bloody Chapel“ (auf Deutsch: „blutige Kapelle“) zweifelhafte Berühmtheit und trägt ihren Namen wegen des Clanführers Teigh O’Caroll. Dieser tötete während einer Messe seinen Bruder und einen Priester – „Game of Thrones“ lässt grüßen …
Wegen dieser Geschehnisse im Mittelalter erlangte Leap Castle schnell den Ruf einer Geisterburg und gilt als am häufigsten von Geistern heimgesuchtes Gemäuer der Welt. Besonders gruselig macht diesen Ort die Tatsache, dass über Jahre hinweg immer dieselben Erscheinungen gesehen wurden.
Wenn ihr euch nach dem Gelesenen noch traut, habt ihr natürlich die Möglichkeit Leap Castle zu besichtigen. Sean Ryan, der Eigentümer der Burg, liebt es, Gäste aus aller Welt zu empfangen; offizielle Besuchszeiten gibt es nicht. Wir empfehlen euch aber eine frühzeitige Anmeldung bei Familie Ryan. Unberührte Räume und authentische Requisiten entführen euch im Inneren der Burg in die Welt des Mittelalters.
4. Centralia (USA): Ort des ewigen Feuers
Im Osten der Vereinigten Staaten von Amerika befindet sich ein Ort, der ein unheimliches Naturphänomen beheimatet. In Centralia (Pennsylvania) brennt es seit 1962 unterirdisch unter dem Gebiet der Gemeinde. Das Feuer brach vermutlich aus, als Angestellte der Stadt die örtliche Mülldeponie durch Verbrennen „aufräumen“ sollten.
Diese Deponie befand sich in einem stillgelegten Bergwerk, das nicht brandfest abgedichtet war, sodass das Feuer auf das benachbarte unterirdische Kohlevorkommen übersprang. Eine alternative Theorie geht davon aus, dass sich die Kohle im Zuge eines chemischen Prozesses selbst entzündete.
Seit Ausbruch des Brandes wurden 70 Millionen Dollar für Löschversuche ausgegeben – vergeblich, da sich das Feuer laut wissenschaftlichen Schätzungen durch die unterirdische Kohle noch bis zu 200 Jahre weiternähren kann.
Das Feuer hatte auch für die Bewohner von Centralia Folgen: Straßen brachen wegen der großen Hitze auf und Häuser mussten evakuiert werden. Die Behörden stellten alle Löschversuche ein und errichteten eine Sperrzone um Centralia, das durch den Brand eine verlassene Geisterstadt wurde.

5. Greyfriars Kirkyard (Schottland): Edinburghs mystischer Friedhof
Wenn ihr mal im rauen Norden „der Insel“ unterwegs seid, solltet ihr Greyfriars Kirkyard auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Der Friedhof befindet sich südlich des historischen Stadtkerns von Schottlands Hauptstadt Edinburgh und vereint auf seltsame Weise Idylle mit Mystik.
Einerseits verströmt der grüne Park mit seinen bunten Bäumen eine wohltuende Entspannung, anderseits wirkt das umgebende Ambiente von alten, britischen Steinhäusern und verwitterten Grabmälern und Sarkophagen gerade bei Sonneneinstrahlung etwas beklemmend.

Dazu kommen noch die gruseligen Spukgeschichten, die in Schottland mit diesem Ort in Verbindung gebracht werden. 1999 brach ein Obdachloser den Sarkophag des schottischen Schriftstellers Henry Mackenzie auf, um einen geschützten Schlafplatz zu haben. Seitdem häufen sich Erzählungen von einem sogenannten „Mackenzie-Poltergeist“, der nächtliche Friedhofsbesucher attackieren soll. Betroffene berichten beispielsweise von Bissen, Blutergüssen und Nervenzusammenbrüchen.
Nachdem ein selbsternannter Geisterjäger einige Wochen, nachdem er von bösen Mächten auf dem Friedhof berichtete, starb, schlossen die Behörden den Friedhofsteil um Mackenzies Grab. Erst der Historiker Jan Henderson überzeugte die Verwaltung, diesen Schritt zu widerrufen und entwickelte eine nächtliche Friedhofsführung, die sich trotz des unweigerlichen Grusels großer Beliebtheit erfreut. Auch ihr könnt gerne daran teilnehmen – wenn ihr euch traut …
6. Edinburgh Castle (Schottland): Spuk auf dem Castle Rock
Für unseren nächsten gruseligen Ort bleiben wir gleich in Schottland: Über dem Zentrum von Edinburgh thront auf dem Berg Castle Rock mit Edinburgh Castle das bedeutendste Wahrzeichen Schottlands. Die imposante Burganlage verfügt über zahlreiche Zinnen, Wälle, Türme, Gebäude und Tore, die allesamt bestens erhalten sind.
Es ist unklar, wann die Burg errichtet wurde. Die erste Erwähnung datiert aufs Jahr 1093. In zahlreichen Kriegen war Edinburgh Castle heftig umkämpft und wechselte oftmals den „Hausherren“.

Dass man zu damaligen Zeiten nicht sonderlich zimperlich mit Kriegsgefangenen und ungeliebten Personen umging, werdet ihr feststellen, wenn ihr während einer Führung in die Verliese der Festung kommt. Die armen Seelen, die hier ihr Dasein fristeten, waren der Stoff für unzählige Geistergeschichten, die mit diesem unheimlichen Gewölbe in Verbindung stehen. So gibt es immer wieder Berichte von einem verschollenen Dudelsackspieler, dessen Musik noch heute gehört wird, oder einem kopflosen französischen Trommler, der ziellos in der Burganlage umherwandert.
Allemal bemerkenswert sind die mitunter heftigen und schwer zu erklärenden Temperaturstürze in den Katakomben von Edinburgh Castle.
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7. Beelitz-Heilstätten (Deutschland): „Lost-Place“ südlich von Berlin
Klar, Berlin hat viele Sehenswürdigkeiten. Wenn ihr mal wieder in der Bundeshauptstadt seid, lohnt sich aber auch ein Ausflug ins südwestliche Umland.
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Im Beelitzer Ortsteil Beelitz-Heilstätten wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ein riesiger Krankenhauskomplex errichtet, der insgesamt 60 Gebäude umfasste. Auch ein Lazarett und eine Nervenheilanstalt befanden sich hier. So verarbeiteten fast 20.000 Soldaten in Beelitz-Heilstätten die seelischen und körperlichen Kriegstraumata des Ersten Weltkriegs. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwalteten die Sowjets das Areal bis zur Wende, ehe die folgende Eigentümergesellschaft 2001 Pleite ging.
Beelitz-Heilstätten verfiel daraufhin zusehends, da Vandalen und Randalierer ungehindert die Gebäude betreten konnten. Da die leerstehenden Kliniken auch immer wieder Schauplätze von Verbrechen und Unfällen waren, galt Beelitz-Heilstätten schnell als einer der unheimlichsten Orte Deutschlands.

Obwohl ein Teil des Komplexes inzwischen renoviert worden ist und zu Ateliers oder Mietwohnungen umfunktioniert wurde, stehen einige der Häuser nach wie vor leer. Das morbide Flair das von den verfallenen Behandlungsräumen, einsamen Fluren, verrosteten Patientenbetten und altertümlichen Arztutensilien ausgeht, könnt ihr am besten bei einer der angebotenen „Lost-Place-Führung“ erleben.
Ein weiteres Highlight ist der Baumkronenpfad, der es euch ermöglicht, diesen unheimlichen Ort von oben zu bewundern.
8. Kapuzinergruft (Italien): Palermos Reich der Toten
Palermo ist nicht nur Sonne, Strand und Meer – auch unter der Erde warten hier eindrückliche Erlebnisse auf euch. Denn westlich der Altstadt und des Hafens befindet sich mit der Kapuzinergruft einer der gruseligsten Orte Italiens. Unterhalb der Klosteranlage (der Eintritt beträgt 3 Euro) erstreckt sich die weitläufige Gruft über endlos lange Gänge.
Nachdem die Gruft zunächst als letzte Ruhestätte für die Kapuziner-Mönche genutzt wurde, wurden mit der Zeit auch immer mehr Bürger der Stadt hier bestattet. Die mumifizierten menschlichen Überreste befinden sich nicht etwa in Sarkophagen. Vielmehr sind sie entlang der Gemäuer aufgereiht – garantiert nichts für schwache Nerven!

Ihr durchquert insgesamt fünf unterirdische Gänge, die nach Geschlecht und beruflichem Stand der Toten aufgeteilt wurden. Einige der Mumien wirken so, als wären sie erst kürzlich verstorben.
Doch ihr könnt beruhigt sein: Bereits 1837 wurden offene Bestattungen in der Gruft von der Regierung verboten. Der Anblick der altertümlichen Kleidung, der Skelette und der Totenköpfe ist ein ergreifender und intensiver Moment, der auf schaurig schöne Art die Vergänglichkeit und den Wert des Lebens verdeutlicht.
9. Berg der Kreuze (Litauen): Sagenumwobener Wallfahrtsort
Circa 12 Kilometer nördlich vom litauischen Siauliai werdet ihr „den Berg vor lauter Kreuzen nicht sehen“. Dort befinden sich auf zwei Hügeln Holzkreuze, soweit das Auge reicht. Kein Wunder, dass die christlichen Symbole mit der Zeit immer mehr Gläubige zu einer Wallfahrt verleiteten, die den Berg jedes Mal um einige Kreuze bereicherten. Besondere Ehre wurde dem Berg der Kreuze zuteil, als Papst Johannes Paul II. 1993 hier eine Messe abhielt.

Warum die ersten Kreuze an genau dieser Stelle platziert wurden, erklären sich die Einheimischen mit einer Legende. Demnach soll einem verzweifelten Vater eine weiße Frauengestalt erschienen sein, die ihm auftrug, auf dem Hügel ein Kreuz aufzustellen. Nachdem er das getan hatte, wurde seine sterbenskranke Tochter wieder gesund.
10. Gespensterwald Nienhagen (Deutschland): Märchenhaft und magisch
Bei Rostock könnt ihr euch einen der schönsten Wälder Deutschlands ansehen: den Gespensterwald Nienhagen. Zugegeben, sonderlich unheimlich kommen die zahllosen Bäume des Mischwaldes, der sich direkt am Ostseeufer befindet, nicht daher. Es gibt auch keine Schauergeschichte, die den Namen des Waldes erklären könnte.
Doch bei bestimmten Lichtverhältnissen verströmen die knorrigen, von Wind und Wetter gezeichneten Baumstämme eine Atmosphäre wie in einem Grimm-Märchen. Ein Motiv, das ihr unbedingt für ein Erinnerungsfoto festhalten müsst!

Wenn der Wind so durch die Blätter raschelt und die hohen Bäume hin und her wiegt, könnte man vielleicht doch auf die Idee kommen, Gespenster zu hören – allerdings ganz liebe! Eine wohlige Gänsehaut verspricht dieser Naturschatz allemal …
► Hier geht’s zu unseren Ostsee-Reisen – falls ihr euch in die Nähe des Gespensterwaldes traut!
Ihr seht also, Orte zum Gruseln gibt es wie Sand am Meer. Unsere Auswahl stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In vielen alten Städten gibt es Katakomben mit Knochen der Toten zu sehen und viele mittelalterliche Burgen haben Folterkammern, in denen teilweise noch die Foltergeräte zu sehen sind. Und Geister trifft man ja sowieso überall, oder nicht?