Es gibt Momente, in denen wir uns in der Zwickmühle befinden. Einerseits sind wir neugierig und wollen die Welt erkunden, andererseits mehren sich die Stimmen, die uns einflüstern, dass das unseren CO₂-Fußabdruck unnötig vergrößert. Also was tun? Ein Beispiel könnte sein, den nächsten Städtetrip in eine der nachhaltigen Städte Europas zu planen. Das werden immer mehr, wie ihr in diesem Beitrag nachlesen könnt.
Was macht eine Stadt nachhaltig? Woran lässt sich Nachhaltigkeit messen? Da hilft uns die Europäische Union bei der Entscheidungsfindung. Im Mai 2006 beschlossen 15 Großstädte Europas in Tallinn ein Netzwerk zu gründen und sich gemeinsam um mehr Nachhaltigkeit im urbanen Umfeld zu bemühen. Ziel ist es, graue Betonwüsten in blühende, klimaneutrale Landschaften zu verwandeln. Aus dieser ersten Idee und Absichtserklärung entwickelte sich bei der Europäischen Union in Brüssel der European Green Capital Award. Mit diesem Titel darf sich seit 2010 jedes Jahr eine andere Stadt schmücken, die nachweislich und konsistent hohe Umweltstandards hält und erreicht. Außerdem muss sich diese Stadt ehrgeizige Ziele setzen und eine Vorbildfunktion für andere Städte einnehmen. Auf einer anderen Liste werden Städte weltweit nach 28 Faktoren in vier Kategorien bewertet. Die erste nichteuropäische Stadt auf diesem Index ist Vancouver auf Platz 38. Von wegen „Altes Europa“!
- Unsere Top Ten der nachhaltigsten Städte in Europa
- Stockholm – die grüne Stadt in den Schären
- Kopenhagen – die erste klimaneutrale Hauptstadt der Welt
- Hamburg – #nacHHaltigbegeistert
- Amsterdam – grüne Grachten in einer Smart City
- London – die erste Nationalparkstadt der Welt
- Paris – eine Stadt entdeckt die Liebe zur Natur
- Lissabon – die Krise als Chance nutzen
- Monaco – überraschend nachhaltig
- Wien – eine der lebenswertesten Städte der Welt
- Ljubljana – die grüne Hauptstadt eines grünen Landes
- Häufig gestellte Fragen zu Nachhaltigkeit in Städten
Das Wichtigste im Überblick
- Nachhaltigkeit beschränkt sich nicht nur auf Klima- und Umweltschutz. Auch Themen wie Toleranz und Chancengleichheit zählen mit dazu.
- Europa läuft Gefahr, mit am heftigsten vom Klimawandel getroffen zu werden. Vielleicht sind gerade deswegen die europäischen Städte führend in Sachen Nachhaltigkeit.
- Viele der Städte, die wir euch hier vorstellen, könnt ihr auch mit der Bahn erreichen und eure Reise so noch nachhaltiger gestalten.
- Ein großes Thema in den Städten ist die Klimaneutralität. Das heißt, dass in einer klimaneutralen Stadt der CO₂-Ausstoß durch klimaschonende Maßnahmen komplett kompensiert wird.
Unsere Top Ten der nachhaltigsten Städte in Europa
Nachhaltigkeit ist ein sehr wichtiges Thema, das lange genug wenig Beachtung fand. Das hat sich geändert und hier stellen wir euch unsere Top Ten der nachhaltigsten Städte Europas vor.
1. Stockholm – die grüne Stadt in den Schären
Stockholm war 2010 die erste Grüne Hauptstadt Europas und will bis 2045 komplett klimaneutral sein. Schon 1976 verabschiedete das Stadtparlament ein erstes Umweltschutzprogramm. Neben sehr viel Grün mitten in der Stadt und einigen großen Parks, die inzwischen Naturschutzgebiete sind, überzeugt Stockholm immer wieder mit innovativen Projekten zur Nachhaltigkeit. Der öffentliche Nahverkehr nutzt elektrische Stadtbusse und dank eines guten Radwegenetzes lassen die Einwohner immer öfter das Auto stehen. Wart ihr schon mal in einem Serverraum? Dort ist es sehr warm. In Stockholm wird diese Energie ins Fernwärmenetz eingespeist und deckt damit bis zu 10 % des Heizbedarfs. Dank solchen innovativen Ideen wurde Stockholm auch schon zur intelligentesten Stadt der Welt gewählt.
Bei eurem Städtetrip nach Stockholm erkundet ihr bei ausgedehnten Spaziergängen die „traditionellen“ Sehenswürdigkeiten wie die Altstadt Gamla Stan mit dem Königsschloss, das Rathaus und die vielen Museen. Im Venedig des Nordens ist eine Rundfahrt auf einem Boot fast schon Pflicht, vor allem, weil die vielen zauberhaften Inseln des Schärengartens anders nicht zu erreichen sind. Noch fahren die meisten Schiffe mit Dieselmotoren, aber der schwedische Bootsbauer Candela hat eine Elektrofähre entwickelt, die euch in Zukunft kostengünstig, schnell und emissionsfrei durch die Schären fährt.
2. Kopenhagen – die erste klimaneutrale Hauptstadt der Welt
Kopenhagen war 2014 die Grüne Hauptstadt Europas und zählt heute zu den umweltfreundlichsten Städten des Kontinents. Das erklärte Ziel ist es, bereits 2025 die erste klimaneutrale Hauptstadt der Welt zu sein. Dass Kopenhagen eine sehr fahrradfreundliche Stadt ist, hat sich inzwischen ja herumgesprochen. Auf den Straßen der Stadt sind mehr Fahrräder als Autos unterwegs. Mit dem ausgezeichnet ausgebauten Netz an Radwegen, Fahrradstraßen und sogar Fahrradbrücken ist das kein Wunder. Da nicht mehr so viele Autos unterwegs sind, hat man ein nicht mehr benötigtes Parkhaus in einen Energiespeicher umgewandelt. In einer modernen Gesellschaft fällt trotz aller Bemühungen immer noch viel Müll an. Kopenhagen nutzt die Wärme, die bei der Verbrennung entsteht, zum Heizen. Die Dächer der Hochhäuser sind sonst ungenutztes Brachland. Nicht so in Dänemark. Dort entstehen Gemüsegärten auf den Dächern. Das hilft den Bienen beim Überleben und bringt so nachhaltig erzeugtes, frisches und schmackhaftes Gemüse auf den Tisch.
Auch Kopenhagen ist eine Stadt am Meer. Nutzt also für eure Besichtigungstouren die elektrischen Busse oder solarbetriebenen Boote, wenn ihr schon nicht mit dem Rad fahren wollt. So erkundet ihr die Schlösser der Stadt, tourt durch den malerischen Nyhavn und erreicht den historischen Freizeitpark Tivoli auf bequeme Art und Weise. Nehmt für eure Touren eure Trinkflasche mit. Die könnt ihr nämlich an 60 Trinkbrunnen in der Stadt mit frischem Wasser auffüllen. Wenn euch dann der Hunger überfällt, ladet ihr euch die Too Good to Go App auf euer Smartphone und könnt feststellen, in welchem Café, Restaurant oder Supermarkt Lebensmittel warten, die diese sonst wegschmeißen müssten. In Kopenhagen könnt ihr euch bei Green Kayak kostenlos ein Boot mieten, wenn ihr euch dazu bereit erklärt, während eurer Tour Müll aus dem Wasser zu fischen.
3. Hamburg – #nacHHaltigbegeistert
Hamburg war 2011 die erste deutsche Stadt, die den Titel Grüne Hauptstadt Europas tragen durfte. Die einzige andere deutsche Stadt mit dem Titel war im Jahr 2017 Essen. Doch hier wollen wir erstmal über die deutsche Stadt berichten, die sonst eher für die Reeperbahn und ihren beeindruckenden Hafen bekannt ist. Die Hansestadt hat sich der Agenda 2030 der Vereinten Nationen verpflichtet. Diese gibt 17 nachhaltige Ziele vor, die bis 2030 erreicht sein sollen. Dazu zählt der Klimaschutz mit bezahlbarer und sauberer Energie, aber auch die Gleichberechtigung der Geschlechter, hochwertige Bildung und Bekämpfung der Armut. Auch Hamburg arbeitet daran, fahrradfreundlicher zu werden, indem neue und sichere Radwege geschaffen werden. Nachhaltiges Highlight ist die Fähre mit Wasserstoffantrieb, die auf der Elbe fährt.
Nachhaltigkeit entdeckt ihr in Hamburg in vielen kleinen Projekten. So gibt es in der Stadt eine Vielzahl an kleinen Modelabels, die Eco Fashion verkaufen. Auch nachhaltige Souvenirs, die nicht den Stempel Made in China tragen, findet ihr in kleinen Boutiquen. Geld sparen und Gutes unterstützen könnt ihr mit der Hamburg Card Green. Mit dieser nutzt ihr Busse, Bahnen und Fähren und lasst euch von der dazugehörigen App zu nachhaltigen Erlebnissen führen. Wie zum Beispiel zur Stiftung Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe. Diese war 100 Jahre lang der Trinkwasserspeicher der Stadt und ist heute ein Naturschutzgebiet mit Naturerlebnispfad. Oder ihr erlebt im Dialoghaus, wie ein blinder bzw. tauber Mensch seine Umgebung wahrnimmt. Für eure Pausen während euren Besichtigungstouren bietet Hamburg eine große Auswahl an nachhaltigen Cafés und Restaurants, die euch mit lokaler Bioküche ein seliges Lächeln aufs Gesicht zaubern.
4. Amsterdam – grüne Grachten in einer Smart City
Amsterdam zählt schon heute zu den Metropolen mit den meisten innerstädtischen Bäumen und das Fahrrad war hier schon immer eines der Fortbewegungsmittel der ersten Wahl. Etwa 30 Prozent des innerstädtischen Verkehrs finden mit dem Fahrrad statt. Aber versucht mal, mit dem Auto durch die engen Gassen der Altstadt zu fahren. Das Nachhaltigkeitsziel der Stadt mit der größten Wirkung ist eines, das euch nicht auf den ersten Blick bewusst wird. Bis 2030 soll der Verbrauch an Rohstoffen um satte 50 Prozent sinken. Das nennt sich Donut Ökonomie oder Kreislaufwirtschaft. Im Einzelnen bedeutet das, dass Glas, Beton und Stahl von Abbruchhäusern wieder verwendet und nicht teuer entsorgt werden soll. Das ist nur ein Projekt, um Amsterdam nachhaltiger zu machen.
Ein Vorschlag sieht vor, das Stadtzentrum auszuweiten, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Als Ausgleich für die damit einhergehende Verdichtung sollen entsprechende Parks und Grünflächen geschaffen werden. Bei eurem Bummel durch die Grachten der Stadt entdeckt ihr dann viele kleine Boutiquen mit Vintage und Fair Trade Mode. Für die Pausen oder auch zum Abendessen wählt ihr zwischen einer Vielzahl an Cafés und Restaurants, die vegane Köstlichkeiten aus lokalen Zutaten zaubern. Ein besonders nachhaltiger Tipp für eure Shoppingtour ist das Kaufhaus Sukha, das handgefertigte Waren von kleinen Manufakturen aus Indien und Nepal verkauft. Solltet ihr an einem Samstag oder Montag in der Stadt sein, empfehlen wir einen Besuch des Flohmarkts an der Prinzengracht rund um die Noorderkerk.
5. London – die erste Nationalparkstadt der Welt
Der Geograf Daniel Raven-Ellison hatte den Traum, graue Großstädte in grüne Oasen zu verwandeln. Seine Idee basiert auf dem Gedanken, dass es die unterschiedlichsten Nationalparks zum Schutz der Flora und Fauna gibt, aber Städte bei diesem Thema außen vor sind. Dabei gibt es in unseren Städten Tiere und Pflanzen, die schützenswert sind. In vielen Kanälen schwimmen wieder Fischotter, in den Parks gehen Füchse auf die Jagd und seltene Schmetterlingsarten laben sich an den sommerlichen Blüten. So entstand eine Charta für Nationalparkstädte, die nicht nur Stadtverwaltungen aufzeigt, wie man, mit wenig Geld, Luft- und Wasserverschmutzung zu Leibe rücken kann. Begrünte Dächer, vertikale Gärten und Bäume, die an Straßen wachsen, kühlen die Stadt im Sommer.
Der Name Congestion Charge für die City-Maut macht deutlich, dass die Stadt gewillt ist, den Autoverkehr in der Innenstadt zu verringern. Derzeit kostet es etwa 15 Pfund am Tag, wenn man mit dem Auto in das Zentrum von London fahren möchte. Da das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel in London besonders dicht ist, braucht man das Auto auch nicht. London war schon immer Trendsetter. Im Moment boomen gerade Zero Waste Supermärkte. Dort bringt man seine Dosen und Schüsseln mit zum Einkaufen, um die unverpackten Waren nach Hause tragen zu können. Wenn euch eure Besichtigungstour durch London ins Viertel Elephant and Castle führt, solltet ihr dem Mercato Metropolitano einen Besuch abstatten. An etwa 40 nachhaltig geführten Essenständen könnt ihr eine kulinarische Weltreise machen. Zum Shoppen geht ihr dann in eine der vielen Vintage oder Secondhand Boutiquen, die in London schon zur Tradition gehören.
6. Paris – eine Stadt entdeckt die Liebe zur Natur
Das Zentrum von Paris ist extrem dicht bebaut und bietet nicht allzu viel Grün. Mit dem Zuschlag der Olympischen Spiele 2024 war man gezwungen, geeignete Sportstätten zu schaffen. Das hat die Stadt zum Anlass genommen, in Paris eine grüne und nachhaltige Revolution zu starten. Ziel ist es dabei nicht nur ein gesünderes Klima zu schaffen, sondern auch die Problemviertel der Banlieues an das Zentrum anzubinden und somit auch dort das Leben besser zu gestalten. Auch wenn der Eiffelturm das Wahrzeichen der Stadt bleiben wird, so entstehen in Paris derzeit spektakuläre neue Sehenswürdigkeiten, die das Prädikat nachhaltig verdient haben.
So wird das nicht besonders sehenswerte Hochhaus am rechten Seineufer, das früher die Präfektur der Stadt beheimatete, in ein lebendiges Ensemble mit Wohnungen, Hotel, Kinderkrippe, Jugendherberge und sehr viel Grün verwandelt. Highlight wird das Restaurant mit atemberaubendem Panoramablick über Paris. Im Süden von Paris an der Stadtgrenze zu Vanves entstehen die Gebäude „Sport, Natur und Holz“, die komplett aus Holz gebaut werden und eine Mischung aus günstigem Wohnraum und Sportstätten bilden. Im Nordosten von Paris gibt es mit La Villette schon ein existierendes Projekt, das aus einer ehemaligen Industriebrache ein Kulturzentrum mit Park gemacht hat. Ganz in der Nähe wird nun auf dem Gelände einer Stahlrohrfabrik ein neues Viertel mit Hotel, Theater, Galerien und Restaurants entstehen. Im Norden entstand in dem ehemaligen Problemviertel La Courneuve die Fabrique des Cultures eine Mischung aus Wohnviertel, Kultur- und Sportstätten.
7. Lissabon – die Krise als Chance nutzen
In den 2010-er Jahren durchlebte Portugal eine finanzielle Krise und auch in der Hauptstadt wurde vieles kaputt gespart. Als dann zusätzlich Corona das Leben lahmlegte, entschieden die Stadtoberen, dass es an der Zeit ist, die Krise als Chance zu sehen und in der Stadt in paar grundlegende Änderungen vorzunehmen. Als Erstes hat man viel Geld in den öffentlichen Nahverkehr investiert und 100 neue Busse, darunter 30 mit Elektroantrieb gekauft. Das war die Voraussetzung, um das nächste Projekt zur Verbesserung der Öko-Bilanz, nämlich den Auto-Verkehr in der Innenstadt zu reduzieren, umzusetzen. Das Ziel, das man zu erreichen versucht ist, den CO₂-Ausstoß bis 2035 mehr als zu halbieren. Dabei helfen die 100.000 neu gepflanzten Bäume, die grüne Korridore in der Stadt schaffen. Mit der Umwandlung der offenen Kläranlage in Alcântara in ein modernes Wasserwerk hat man nun Wasser für die Straßenreinigung, die neu gepflanzten Bäume und als Sahnehäubchen den Grundstoff für das Craft-Bier Vira.
Die Planung und Umsetzung dieser grünen Projekte bescherte Lissabon in 2020 den Titel Umwelthauptstadt Europas. Ein Verkehrsmittel fand in der Vergangenheit so gar keine Beachtung – das Fahrrad. Das liegt auch daran, dass Radeln in der hügeligen Stadt zur sportlichen Herausforderung werden kann. Inzwischen könnt ihr aber mit E-Bikes und E-Rollern die Stadt auf einem 200 Kilometer langen Radwegenetz erkunden. Ladestationen, die teilweise mit Solarstrom funktionieren, findet ihr an jeder Straßenecke. Diese Maßnahmen und die Umwandlung einiger Straßen der Altstadt in Fußgängerzonen steigern nicht nur die Lebensqualität der Einheimischen, sondern ziehen auch immer mehr Besucher an, die in der LX-Factory vegane und nachhaltig produzierte Mode kaufen.
8. Monaco – überraschend nachhaltig
Das kleine Fürstentum zwischen Frankreich und Italien ist bekannt für seinen ausschweifenden und zuweilen dekadenten Luxus. Dass sich diese Stadt auf unserer Liste der nachhaltigen Städte in Europa findet, wird euch sicherlich überraschen. Luxus wird noch immer gelebt in dieser Enklave am Mittelmeer, aber dennoch hat Fürst Albert II. Bestimmt, dass sein kleines Land bis 2050 CO₂-Neutral werden soll. Beim Anblick der dieselbetriebenen Luxusyachten im Hafen kaum vorstellbar. Statt protziger Luxuskarossen sollen die Gäste aber in Zukunft vermehrt auf den öffentlichen Nahverkehr oder Carsharing mit E-Autos setzen. Das Viertel Materra soll bis 2025 Monacos erster Öko-Distrikt werden.
So ganz neu ist das Thema Nachhaltigkeit in Monaco dann auch wieder nicht. Mit der Gründung des Ozeanografischen Instituts 1906 durch den Urgroßvater des aktuellen Fürsten wurde schon vor über 100 Jahren eine Organisation geschaffen, die sich dem Schutz der Meere verschrieben hat. Im Jahr 2006 gründete Albert II die Fondation Prince Albert II de Monaco, die sich den Themen Klimawandel, erneuerbare Energien und biologische Vielfalt widmet. Inzwischen sind fast 90 Prozent der Hotelzimmer in irgendeiner Form grün zertifiziert. In den Herbergen des Fürstentums achtet man ganz besonders darauf, Wasser und Energie zu sparen. Auch die Restaurants haben sich dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet. In den „Conscious Restaurants“ ist man bestrebt, Abfall zu reduzieren und weniger Lebensmittel zu vergeuden. Dass auch luxusverwöhnte Gäste durchaus gewillt sind, nachhaltiger zu werden, beweist das Sternerestaurant Elsa am Strand von Monte-Carlo. Das Ecocert zertifizierte Restaurant bietet nur Gerichte an, die zu 100 Prozent aus lokalen, saisonalen und biologisch angebauten Produkten zubereitet werden und aus Wildfang stammen.
9. Wien – eine der lebenswertesten Städte der Welt
Das britische Unternehmen The Economist hat Wien 2023 zum vierten Mal in fünf Jahren zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Ein Aspekt für diesen Titel ist die Tatsache, dass Wien nicht nur wirtschaftlich und kulturell Weltspitze ist, sondern 50 Prozent der Stadtfläche aus Grünanlagen und Parks besteht. Noch einen Titel darf Wien stolz tragen. Der Smart City Index gibt Auskunft über die Nachhaltigkeit einer Stadt. Bei einem großen, weltweit angelegten Vergleich der Unternehmensberatung Roland Berger landete Wien in den Jahren 2017 und 2019 jeweils auf dem ersten Platz. Geplant ist, dass Wien bis 2040 klimaneutral ist. Das gelingt mit Projekten wie dem HoHo Wien. An der U-Bahn-Station Seestadt könnt ihr das mit 84 Metern Höhe zweithöchste Hochhaus der Welt, das komplett aus Holz gebaut worden ist, bestaunen. Während der 1,5-jährigen Bauzeit wurden ganze 2.800 Tonnen CO₂ gegenüber einem Bau aus Stahlbeton eingespart.
Nachhaltigkeit umfasst in Wien auch die Museen. Diese können sich anhand eines umfangreichen Maßnahmenkatalogs mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifizieren lassen. Grüne Museen nutzen Ökostrom, energiesparende Leuchtmittel und verwenden in der Museumsgastronomie regionale Bio-Lebensmittel, um nur ein paar Maßnahmen zu nennen. Die Einwohner von Wien haben an verschiedenen Stellen der Stadt die Möglichkeit, sich einen kleinen Garten zu pachten, in dem sie ihr eigenes Gemüse anbauen können. Viele Besucher in Wien machen einen Abstecher zum Heurigen, also den Weingütern rund um die Stadt. Dort gibt es inzwischen schon einige, die komplett auf biologischen Anbau umgestellt haben und euch eine liebenswerte Wiener Tradition auf nachhaltige Art erleben lassen.
10. Ljubljana – die grüne Hauptstadt eines grünen Landes
Bereits 2016 war Ljubljana das Green Capital of Europe. Das kleine Nachbarland von Österreich hat sich den Umweltschutz ganz groß auf die Fahnen geschrieben. In Ljubljana kommen auf jeden Einwohner 542 Quadratmeter Grünfläche, was bedeutet, dass drei Viertel der Stadt aus Grünflächen bestehen. Das Stadtzentrum ist bereits seit 2008 komplett autofrei, wer tatsächlich mal eine Strecke zurücklegen muss, die zu Fuß zu weit wäre, bedient sich an den kostenlosen Fahrrädern. Die Straßen werden mit Regen- oder aufbereitetem Abwasser gereinigt, was kostbares Trinkwasser spart. Viele Auszeichnungen von unterschiedlichsten Organisationen unterstreichen die Bemühungen der Stadt, zu einem der nachhaltigsten Reiseziele Europas zu werden.
Für euch als Besucher bedeutet das, dass ihr die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt ganz entspannt bei einem Bummel entdecken könnt, ohne Gefahr zu laufen, von einem Auto angefahren zu werden. Schlendert also durch den Wald auf den Burgberg und genießt die Aussicht auf diese charmante, grüne Stadt. Oder ihr leiht euch ein SUP-Board oder Kajak und bestaunt die Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus. Das große Projekt, an dem man in Ljubljana derzeit arbeitet, heißt Zero Waste. Wo immer möglich, soll Müll vermieden werden. Bis 2025 soll der jährlich pro Kopf anfallende Müll auf 60 Kilogramm begrenzt werden (zum Vergleich: Im Jahr 2016 verursachte jeder Münchner 199 Kilogramm Müll). Inzwischen könnt ihr euch in der Stadt an Automaten Shampoo in mitgebrachte Behälter zapfen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine nachhaltige Stadt?
Eine nachhaltige Stadt zeichnet sich als Erstes durch ein gut ausgebautes Netz an öffentlichem Nahverkehr aus. Was ihr als Besucher nicht sofort seht, sind Maßnahmen zu umweltfreundlichem Bauen, Müllvermeidung und Recycling. Klar zu erkennen sind Bemühungen, die die jeweilige Stadt grüner machen, indem Bäume gepflanzt und neue Parks geschaffen werden. Zum Thema Nachhaltigkeit gehört aber auch die Toleranz gegenüber Minderheiten.
Welche Städte sind besonders nachhaltig?
Die Organisation Global Destination Sustainability Movement hat ihren eigenen Index geschaffen, der die Nachhaltigkeit der Städte weltweit unter touristischen Aspekten betrachtet. Dort steht Göteborg mit einem Score von 93 von 100 möglichen Prozent ganz vorne. Danach folgt Bergen in Norwegen (88,4 %), Kopenhagen (86,7 %), Aalborg (86,4 %) und Bordeaux (85,1 %). Nachhaltigste Stadt außerhalb Europas ist Goyang in Südkorea auf Platz 18 und Melbourne auf Platz 20. Die nachhaltigste Stadt Deutschlands ist auf dieser Liste Berlin mit einem Score von 74.1 Prozent.
Welche Stadt ist am nachhaltigsten?
Der Arcadis Sustainable Cities Index 2022 bewertet die Nachhaltigkeit von Städten nach den drei Themen Planet (Umwelt), Menschen (Soziales) und Gewinn (Wirtschaft). Diese Liste wird von Oslo angeführt, gefolgt von Stockholm und Tokio. Berlin als nachhaltigste Stadt Deutschlands belegt auf dieser Liste Platz 5. Unter den Top Ten dieser Liste finden sich noch Kopenhagen, London, Seattle, Paris, San Francisco und Amsterdam.
Fazit:
Wir sehen täglich, wie unsere Welt immer ein bisschen mehr aus den Fugen gerät und fragen uns, was wir dagegen tun können. Komplett auf Reisen zu verzichten, kann nicht die Lösung sein. Jeder braucht mal einen Tapetenwechsel, um Energie für die alltäglichen Herausforderungen zu tanken. Ein guter Kompromiss ist da sicherlich, dass wir unser Reiseziel unter dem Aspekt Nachhaltigkeit aussuchen. Immer mehr Städte setzen sich ambitionierte Ziele, um nachhaltiger zu werden. Wir finden, das sollte unterstützt werden, vor allem auch deshalb, weil Nachhaltigkeit nicht nur den Erhalt der Natur beinhaltet, sondern auch sehr viel mit Toleranz und einem friedlichen Miteinander zu tun hat.