Der Duft gebrannter Mandeln wabert durch die Luft, wilde Fahrgeschäfte schütteln euch so richtig durch und aus den Festzelten klingt fröhliche Musik: Endlich ist wieder Volksfestzeit. Auf den Rummelplätzen in unseren Städten erwachen Kindheitserinnerungen zu neuem Leben. Jedes Jahr freuen wir uns auf die Festwochen in unseren Städten. Wir stellen euch heute die größten Volksfeste in Deutschland vor.
Volksfeste haben in Deutschland eine lange Tradition. Oftmals haben sie sich aus mittelalterlichen Märkten entwickelt oder gehen auf ein bestimmtes Ereignis zurück. Gemeinsam ist den Volksfesten eine ausgelassene Stimmung auf den Festplätzen. Zu einem Festbummel gehört eine Tüte gebrannter Mandeln und andere Leckereien, die wir genießen, während die Mitarbeiter der Fahrgeschäfte lautstark ihre Attraktionen anpreisen. Der Höhepunkt des Besuchs ist es, einen Platz im Festzelt zu ergattern und dann die feuchtfröhliche Atmosphäre beim Schunkeln zu genießen.
Inhaltsverzeichnis
- Ausgelassen feiern auf den größten Volksfesten in Deutschland
- Kieler Woche – das untypische Volksfest
- Hamburger Dom – dreimal feiern pro Jahr
- Bremer Freimarkt – eine fast 1000jährige Tradition
- Libori – Paderborns Kirchen- und Kulturfest
- Cranger Kirmes – Volksfest auf der Zeche
- Düsseldorfer Rheinkirmes – großes Volksfest am Rheinufer
- Nürnberger Volksfest – das sauberste, sicherste und innovativste Volksfest Deutschlands
- Gäubodenfest in Straubing – Feiern und Shoppen
- Das Cannstatter Volksfest – Feiern im Kurort
- Oktoberfest – die größte Party der Welt
- Lullusfest – Bad Hersfeld ehrt einen Gründer
- Häufig gestellte Fragen zu den größten Volksfesten in Deutschland
Das Wichtigste im Überblick
- Jede Region in Deutschland hat überregionale Volksfeste, die mal größer, mal kleiner ausfallen.
- Ein Jahrmarkt findet einmal jährlich statt und geht meist auf einen mittelalterlichen Markt zurück. Der Begriff Kirmes kommt vermutlich von der Weihe einer Kirche, die mit einem Markt gefeiert wurde. Das Volksfest hat oft weltliche Begebenheiten als Ursprung und einen regionalen Bezug.
- Auf den Volksfesten in Deutschland werden Traditionen gepflegt und die einmalige Stimmung sorgt für ausgelassene Atmosphäre.
Ausgelassen feiern auf den größten Volksfesten in Deutschland
Die großen Volksfeste in Deutschland ziehen jedes Jahr Millionen von Besuchern an und gelten in den einzelnen Städten gerne als fünfte Jahreszeit. Mit unserer Liste könnt ihr vom hohen Norden bis in den tiefen Süden feiern.
1. Kieler Woche – das untypische Volksfest
Die erste Kieler Woche fand am 23.Juli 1882 statt. Segeln war damals ein sehr elitärer Sport, den sich nur die Reichen leisten konnten. Die Mitglieder des Norddeutschen Regatta–Vereins waren auf der Suche nach einem Segelrevier, das gezeitenunabhängig war und fanden dieses in der Kieler Förde. Der erste Regatta-Tag wurde nicht nur von der Oberschicht mit Begeisterung aufgenommen und so begann eine Tradition, die bis heute weiterbesteht. Ab 1894 sprach man dann von der Kieler Woche, weil sich die Festivitäten ab diesem Zeitpunkt auf mehrere Tage ausdehnten.

Heute ist die Kieler Woche das größte jährliche Segelevent der Welt. So treffen sich in der zweiten Junihälfte die Segler zu einer Vielzahl an Regatten in den unterschiedlichsten Klassen. Die Rennen werden begleitet von einem riesigen Fest an Land. Am Kieler Hörn im Hafen gibt es einen Jahrmarkt und die ganze Stadt verwandelt sich in ein Festivalgelände mit Konzerten, Genussmeilen, Kinder-Kultur-Festival und diversen Märkten. So ist aus der Regatta unter kaiserlicher Schirmherrschaft ein Mega-Event geworden, das für jeden etwas zu bieten hat.
Termin: | zweite Junihälfte |
Besucherzahlen (2019): | 3,5 Millionen |
Besonderheiten: | Willer Balloon Sail (Heißluftballon-Festival), „gewaltig leise“ (exklusive Open-Air Konzerte), Woderkant Festival (Gastronomie-Festival), OCEAN Funpark (Trendsportarten auf dem Wasser ausprobieren) |
2. Hamburger DOM – dreimal feiern pro Jahr
Die Ursprünge eines der größten Volksfeste in Norddeutschland reichen bis ins elfte Jahrhundert zurück. Damals suchten Händler, Gaukler, Handwerker und allerlei anderes Volk bei Schietwetter Zuflucht im Marien-Dom, was dem Bischof natürlich nicht gefiel. Die Hamburger ließen sich vom bischöflichen Verbot nicht beeindrucken und so erlaubte der Bischof 1337 das bunte Treiben in der Kirche, aber nur bei Schietwetter. Nachdem der Dom jedoch 1804 abgerissen wurde, musste man sich einen neuen Ort suchen. Seit 1893 findet der DOM auf dem Heiligengeistfeld im Stadtteil St. Pauli statt.

Ursprünglich gab es nur den Winterdom, was die Sache mit dem Schietwetter erklärt. Seit 1947 gibt es den Sommerdom, auch Hummelfest genannt, und seit 1948 dürfen die Hamburger zudem auf dem Frühlingsdom feiern. Jeder DOM bietet ein etwas anderes Programm, das Wahrzeichen – eines der größten Riesenräder der Welt – ist aber immer dabei. Ansonsten findet ihr die unterschiedlichsten Fahrgeschäfte, Süßwarenstände, Gastronomie und ein Festzelt, wie ihr sie auf einem deutschen Volksfest erwartet. Den größten Unterschied macht das Extra-Erlebnis-Areal mit wechselnden Attraktionen.
Termine: | Frühlingsdom Ende März bis Ende April, Sommerdom Ende Juli bis Ende August, Winterdom Anfang November bis Anfang Dezember |
Besucherzahlen (2022): | Winterdom 4 Millionen |
Besonderheiten: | Feuerwerk an drei Abenden während dem DOM, mittwochs ist Familientag |
3. Bremer Freimarkt – eine fast 1000jährige Tradition
Kaiser Konrad II. verlieh dem Bremer Erzbischof im Jahr 1035 die Jahrmarktgerechtigkeit und legte damit den Grundstein für eins der größten Volksfeste in Norddeutschland. Ursprünglich war der Freimarkt ein besonderer Warenmarkt, weil auf ihm die Händler auch Waren verkaufen durften, die ansonsten nur von Mitgliedern einer Gilde oder Zunft verkauft werden duften. Dieses von Zunftrechten losgelöste Warenangebot wurde als „freie Ware“ bezeichnet, daher also der Name des Volksfestes. Kaiser Konrad II. legte als Termin die Woche vor dem Willehadtag fest. Willehad war der erste Bischoff von Bremen und daher war dessen Todestag am 08. November ein Feiertag in der Stadt.

Heute findet dieses große deutsche Volksfest in den letzten zwei Oktoberwochen statt. Auf der Bürgerweide bei der Messe Bremen erwarten euch jede Menge Fahrgeschäfte und Schaustellerbuden sowie natürlich die üblichen Leckereien. In mehreren Festzelten könnt ihr zu den bekannten Partyhits auf den Bänken tanzen. Doch das Festgelände ist nicht der einzige Ort, an dem gefeiert wird. Auf dem Bremer Marktplatz befindet sich der „Kleine Freimarkt“ mit kulinarischem Schwerpunkt und Nostalgiekarusells. Zwischen Rathaus und Liebfrauenkirche bummelt ihr im Marktdorf über einen mittelalterlichen Freimarkt.
Termin: | Letzte zwei Oktoberwochen |
Besucherzahlen (2019): | 4,4 Millionen |
Besonderheiten: | Freimarktsumzug (2. Freimarktssamstag, bunter Umzug mit fantasievollen Wagen und Kostümen) |
4. Libori – Paderborns Kirchen- und Kulturfest
Die Wurzeln des Libori-Festes in Paderborn reichen sogar bis ins Jahr 836 zurück. Was ursprünglich als kirchliches Fest zu Ehren des Todestages des Heiligen Liborius begann, ist heute eines der größten Volksfeste in Deutschland. Mit der Überführung der Reliquien des Heiligen von Le Mans nach Paderborn wurde auch die älteste Städtepartnerschaft der Welt im „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ besiegelt. Bis heute hat das Libori-Fest noch immer eine religiöse Seite, wenn am ersten Festsamstag der Reliquienschrein aus der Krypta auf den Altar des Doms gebracht wird. Am Sonntag wird der Schrein dann in einer Prozession zum Rathaus gebracht und dort drei Tage lang ausgestellt.

Das kirchliche Fest wurde im Mittelalter von einem Markt begleitet. Daraus entwickelte sich das weltliche Liborifest, das vor dem Rathaus mit Fassanstich und Böllerschüssen eröffnet wird. Danach wird auf der Kirmesmeile auf dem Liboriberg mit Fahrgeschäften und Buden auf einer etwa drei Kilometer langen Strecke gefeiert. Am Bierbrunnen vor dem Rathaus erhaltet ihr das Bier in speziellen Krügen und im Festzelt auf dem Liboriberg gibt es neun Tage lang Partystimmung. Begleitet wird das Volksfest mit einem umfangreichen Kulturprogramm und am letzten Tag gibt es zum Abschluss ein prächtiges Feuerwerk.
Termine: | Libori 9 Tage ab dem Samstag nach dem 23. Juli, Herbstlibori 9 Tage Ende Oktober |
Besucherzahlen (2019): | 1,5 Millionen |
Besonderheiten: | Libori-Prozessionen, Pottmarkt (traditioneller Handwerksmarkt), diverse Biergärten in der Paderborner Altstadt |
5. Cranger Kirmes – Volksfest auf der Zeche
Die Ursprünge des größten Volksfestes in Nordrhein-Westfalen lassen sich nicht genau festlegen. Erstmals erwähnt wird das Fest 1703 mit dem Hinweis, dass ein gewisser Herr Rump zu Crange schon seit 200 Jahren das Recht hat, einen Jahrmarkt abzuhalten. Eine Vermutung ist, dass das Fest auf die Gründung der Stadt und der Weihe einer Laurentiuskapelle zum Laurentiustag am 10. August 1441 zurückgeht. Das würde zumindest den Termin Anfang August erklären. Wie im späten Mittelalter durchaus üblich, hat man zur Kirchweih auch einen Markt abgehalten.

Direkt am Rhein-Herne-Kanal in Herne wird heute auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Unser Fritz elf Tage lang gefeiert. Über 500 Schausteller verwandeln den Ort in einen riesigen Rummelplatz. Da die Kirmes im August stattfindet, gibt es auf dem Gelände statt Festzelten eine große Anzahl an Heckenwirtschaften und Biergärten. So wird der Rummel zu einem riesigen Open-Air-Festival, das sich vom Festplatz in die angrenzenden Wohngebiete ausbreitet. Neben etwa 50 Fahrgeschäften erwartet euch am ersten Samstag ein großer Umzug mit Prämierung der besten Wagen und Gruppen und am letzten Kirmeswochenende die Wahl der NRW-Kirmeskönigin.
Termin: | 11 Tage ab dem ersten Freitag im August |
Besucherzahlen (2019): | 4 Millionen |
Besonderheiten: | Festumzug mit Prämierung der schönsten Gruppen, Wahl der Kirmeskönigin, Biergärten und Heckenwirtschaften |
6. Düsseldorfer Rheinkirmes – großes Volksfest am Rheinufer
Der Begriff Kirmes lässt sich vom altdeutschen Wort Kirchweihmesse ableiten. Ein Volksfest, das Kirmes genannt wird, hat also in der Regel religiöse Wurzeln. Die Düsseldorfer Rheinkirmes hat gleich zwei solcher Feste als Ursprung. Zum einen wurde das Fest des Stadtpatrons St. Apollinaris von Ravenna gefeiert, zum anderen geht das Fest auf die Weihe der Kirche St. Lambertus in der Düsseldorfer Altstadt zurück. Bereits 1435 wird das Vogelschießen des St. Sebastianus-Schützenvereins erwähnt, die ihren Schutzpatron St. Apollinaris mit diesem Schützen- und Heimatfest würdigen.

Mit Blick auf die Düsseldorfer Altstadt wird auf den Oberkasseler Rheinwiesen gefeiert. Über 300 Schausteller bieten euch Spaß in wilden Fahrgeschäften, verwöhnen euch mit allerlei Leckereien und sorgen für gute Stimmung. Auf der Rheinkirmes beweisen die Düsseldorfer, dass sie auch außerhalb der Karnevalszeit ordentlich feiern können. An den Wochenenden hat die Kirmes sogar bis zwei Uhr morgens geöffnet. Die Highlights der Kirmes sind der Historische Festzug am ersten Festsonntag und ein spektakuläres Feuerwerk am letzten Festfreitag.
Termin: | 3. Juliwoche |
Besucherzahlen (2019): | 4 Millionen |
Besonderheiten: | Historischer Festzug, Kirmesfeuerwerk |
7. Nürnberger Volksfest – das sauberste, sicherste und innovativste Volksfest Deutschlands
Dass man auch in Franken eine große Party feiern kann, beweisen die Nürnberger zweimal im Jahr beim Volksfest. 2013 erhielt das Fest von der Stiftung Lebendige Stadt die Auszeichnung als das sicherste, sauberste und innovativste Volksfest in Deutschland. Erstmals stattgefunden hat dieses Fest 1826 zu Ehren des bayrischen Königs Ludwig I. Schon damals gab es einen Festzug und ein großes Feuerwerk. Nach einer zehnjährigen Pause wurde das Fest ab 1853 wieder jährlich gefeiert und wurde 1855 zu Ehren des Besuchs von König Maximilian II. vergrößert. Innovativ waren die Veranstalter schon damals, was man im Jahr 1898 mit der ersten Filmvorführung in Nürnberg bewiesen hat.

Das Festgelände am Dutzendteich ist riesig und umfasst ca. 100.000 Quadratmeter. Das zweitgrößte Volksfest in Bayern gilt als besonders familienfreundlich und bietet euch eine ansprechende Mischung aus Altem und Neuem. Innovativ sind die Thementage. So ist am zweiten Donnerstag jedes Volksfestes Ladies Night und die Fahrgeschäfte können dann von den Damen zum halben Preis genutzt werden. Der erste Donnerstag ist thematisch jeweils einer der Partnerstädte von Nürnberg gewidmet. Noch vor dem Bieranstich am ersten Festtag gibt es einen großen Festzug und am ersten Freitag gibt es bei der Nacht der 1000 Lichter ein musikalisch unterlegtes Feuerwerk.
Termine: | Frühlingsfest zwei Wochen ab Ostern, Herbstvolksfest 2 Wochen Ende August/Anfang September |
Besucherzahlen (2019): | Frühlingsfest 2,3 Millionen |
Besonderheiten: | Ladies Night, Festzug, Internationaler Abend, Sunday – Funday am mittleren Festsonntag |
8. Gäubodenfest in Straubing – Feiern und Shoppen
Im Jahre 1812 erhielt die Stadt Straubing vom bayrischen König Maximilian I. Joseph die Genehmigung zur Durchführung eines landwirtschaftlichen Festes. Das flache Land um Straubing wird als Gäu bezeichnet und ist bekannt für seine fruchtbaren Ackerböden. Daher lag es nahe, dass sich die Landwirtschaft hier in einem Fest präsentiert. Im Lauf der Jahre trat die Landwirtschaft in den Hintergrund und das Gäubodenfest wurde zu Bayerns zweitgrößtem Volksfest. Begleitet wird das elftägige Volksfest von der neuntägigen Ostbayernschau, auf der ihr tagsüber bei 600 Ausstellern alles vom Kaschmirschal bis zu Landmaschinen kaufen könnt.

Eröffnet wird das Fest am Freitag vor Mariä Himmelfahrt (15.08.) mit dem historischen Festzug von der Innenstadt zum Festgelände. Über 80 Musik- und Trachtengruppen nehmen daran teil. 130 Attraktionen und Fahrgeschäfte laden dann zu einem Bummel über den Festplatz. Gefeiert wird in sieben Festzelten mit rund 27.000 Sitzplätzen. Für alle, die einmal erleben wollen, wie es früher auf dem Volksfest zuging, gibt es den historischen Bereich mit alten Fahrgeschäften und einem Festzelt, in dem die bayrische Tradition mit Blasmusik, Gstanzl-Singen und Schuhplatteln am Leben erhalten wird. In diesem Bereich findet ihr auch den Nostalgie Circus Carlos mit bis zu drei Vorstellungen täglich und einer großen Feuershow jeden Tag um 20:30 Uhr.
Termin: | 11 Tage ab dem Freitag vor Mariä Himmelfahrt (15.08.) |
Besucherzahlen: | 1,4 Millionen |
Besonderheiten: | Historischer Festzug am Eröffnungstag, Blasmusikkonzert der 7 Festkapellen, Lampionfahrt auf der Donau mit anschließendem Feuerwerk, Prachtfeuerwerk am letzten Volksfestmontag |
9. Das Cannstatter Volksfest – Feiern im Kurort
Einen Tag nach dem 36. Geburtstag des württembergischen Königs Wilhelm I. am 28. September 1818 startete der erste Wasen. Damals war es ein landwirtschaftliches Fest mit Pferderennen und Prämierung von Zuchtvieh. König Wilhelm I. galt als „König unter den Landwirten und Landwirt unter den Königen“ und ließ es sich nicht nehmen, das Fest höchstpersönlich zu eröffnen. Der Festplatz im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt war damals eine feuchte Neckaraue und lag vor den Toren der Stadt. Seit 1841 gibt es den Festumzug und 1911 startete der erste Volksfestautocorso. Das ursprüngliche Landwirtschaftliche Hauptfest findet nur noch alle vier Jahre statt.

Ein altes Volkslied besagt, dass auf dem Wasen die Hasen grasen, weshalb seit 2007 der Wasenhasi das Maskottchen des Festes ist. Das Wahrzeichen des Volksfestes ist eine 26 Meter hohe Fruchtsäule aus Holz. Neben einer Vielzahl an Fahrgeschäften, die teilweise euren Adrenalinspiegel in die Höhe treiben, gibt es die üblichen Schmankerlbuden und jede Menge Rummelstimmung. Hoch her geht es in den acht Festzelten mit frisch gezapftem Bier aus Baden-Württemberg und deftigem Essen. Natürlich spielen in diesen Zelten auch kultige Bands, sodass ihr bei bester Stimmung auf den Bänken tanzen könnt.
Termin: | letzte Septemberwoche und erste Oktoberwoche |
Besucherzahlen (2022): | über 3 Millionen Menschen |
Besonderheiten: | Volksfestumzug am 1. Festsonntag, großes Musikfeuerwerk am letzten Festtag |
10. Oktoberfest – die größte Party der Welt
Der Offizier Andreas Michael Dall’Armi hatte die Idee, anlässlich der Hochzeit von Prinzregent Ludwig von Bayern mit Prinzessin Theres von Sachsen-Hildburghausen auf einer Wiese vor der Stadt ein Pferderennen zu veranstalten. Und so wurde am 17. Oktober 1810 das heute größte Volksfest der Welt geboren. Nachdem das Fest so begeistert aufgenommen wurde, hat der Landwirtschaftliche Verein in Bayern die Organisation übernommen. So entstand das Bayrische Zentral-Landwirtschaftsfest, das noch heute alle vier Jahre parallel zum Oktoberfest stattfindet. Daher unterscheidet der Münchner zwischen der großen Wiesn (Jahre ohne Landwirtschaftsfest) und der kleinen Wiesn (mit Landwirtschaftsfest), weil sich die beiden den heute begrenzten Platz auf der Theresienwiese teilen müssen.

Das ursprüngliche Motto des Festes von Münchnern für Münchner hat heute nur noch teilweise Gültigkeit, denn längst strömen Menschen aus aller Welt auf das Festgelände. Als Schausteller oder Festwirt erhält man aber immer noch nur eine Lizenz, wenn man eine Münchner Adresse vorweisen kann. Neben einem riesigen Rummelplatz findet ihr auf dem Festgelände 17 große Festzelte mit bis zu 10.000 Sitzplätzen und 21 kleinere Zelte, die mit Ausnahme des Weinzeltes nur Bier der Münchner Traditionsbrauereien ausschenken. Während es in den 1980er Jahren fast verpönt war in Tracht auf die Wiesn zu gehen, führt heute selbst die ausländischen Besucher der erste Weg in ein Trachtengeschäft, um sich ein Dirndl oder die passende Lederhose zu kaufen. Nachdem die Wiesn während der Corona-Pandemie ausfallen musste, hat die Stadt die Wirtshaus-Wiesn gestartet. Wie damals 1810 wird dann in den Wirtshäusern in der Innenstadt gefeiert und auch in Zukunft soll sie als Begleitprogramm und wiederbelebte Tradition bleiben.
Termin: | letzte zwei Wochen im September, fällt der 03. Oktober auf einen Montag oder Dienstag ist das der letzte Tag |
Besucherzahlen (2022): | 5,7 Millionen |
Besonderheiten: | Oide Wiesn mit historischen Fahrgeschäften und traditionellem Festzelt, Einzug der Wiesnwirte am ersten Festsamstag, Trachten- und Schützenzug am ersten Festsonntag (größter Festzug Europas, etwa 9.000 Teilnehmer ziehen über eine 7 Kilometer lange Strecke durch die Stadt), Platzkonzert der Wiesnwirte am zweiten Wiesnsonntag, Böllerschießen am letzten Wiesntag |
11. Lullusfest – Bad Hersfeld ehrt seinen Gründer
Das letzte Volksfest, das wir euch hier vorstellen, gehört nicht zu den größten Volksfesten in Deutschland. Dafür ist es das älteste Volksfest hierzulande. Mit dem Lullusfest ehrt die Stadt Bad Hersfeld ihren Gründer, den Erzbischof Lull (710 – 786). Das erste Lullusfest, das urkundlich erwähnt ist, fand im Jahr 852 statt. Ab 769 war es Lullus, der die Errichtung der Abtei Hersfeld betrieb und somit die Stadt gründete. Das Lullusfest begann immer am Montag der Woche, in die der Todestag des Heiligen (16.10.) fällt und ist somit wohl das einzige Volksfest, das an einem Montag beginnt. Zur Eröffnung des Festes wird auf dem Marktplatz das Lullusfeuer abgebrannt. Dieses Feuer bedeutete im Mittelalter, dass für die Dauer des Festes keine Steuern an die Gemeinde zu entrichten waren.

Heute startet das Fest bereits am Sonntag mit einem Fackelzug durch die Innenstadt und einem Feuerwerk an der Ruine des Klosters. Am Montag der Festwoche findet dann die offizielle Eröffnung mit dem Entzünden des Feuers auf dem Marktplatz statt. Danach startet der Festumzug mit historischen Gruppen. Der Krämermarkt, der ursprünglich zu diesem Anlass stattfand, ist heute nur noch am Mittwoch der Festwoche. Die ganze Woche über findet ihr auf dem Marktplatz und dem angrenzenden Linggplatz Fahrgeschäfte und Buden, die euch zu einem Volksfestbummel animieren. Am vorletzten Tag, dem Sonntag, wird das Lullusfeuer gelöscht und der Tag mit einem Feuerwerk gekrönt. Der letzte Tag ist dann Familientag mit besonderen Angeboten.
Termin: | Woche um den 16. Oktober |
Besucherzahlen (2022): | 500.000 |
Besonderheiten: | Lullusfeuer, Dippenmarkt am Mittwoch, verkaufsoffener Sonntag |
Häufig gestellte Fragen zu den größten Volksfesten in Deutschland
Was ist das älteste Volksfest Deutschlands?
Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Bad Hersfeld reklamiert diesen Titel für sein Lullusfest, weil dieses seit 856 immer der gleichen Tradition folgt. Aber auch Paderborn erhebt Ansprüche auf diesen Titel. Das dortige Liborifest geht auf ein Ereignis im Jahr 836 zurück. Die Liborikirmes, aus der das heutige Fest hervorging, hat seinen Ursprung aber wohl im Magdalenenmarkt, der erst seit 1521 verbrieft ist.
Wo ist der größte Rummel in Deutschland?
Diese Frage wiederum lässt sich eindeutig beantworten. Das Münchner Oktoberfest bietet euch auf 31 Hektar Volksfeststimmung pur. Auch wenn etwa die Hälfte des Festes aus den Festzelten besteht, ist es mit dem Anteil an Fahrgeschäften und Rummel immer noch größer als die anderen großen Volksfeste in Deutschland. Wenn man jedoch die Dauer des Volksfestes zu Grunde legt, gewinnt Hamburg, weil jedes der drei Domfeste 30 Tage dauert.
Was ist größer Oktoberfest oder Wasen?
Auch bei dieser Frage gewinnen die Münchner mit Abstand. Wie bereits erwähnt, verteilt sich das Oktoberfest auf eine Fläche von 31 Hektar und verzeichnet um die sechs Millionen Besucher. Der Cannstatter Wasen umfasst eine Fläche von 18 Hektar und hat „nur“ halb so viele Besucher. Bezieht man die 2022 wiederbelebte Tradition der Wirtshauswiesn mit ein, hängt München Stuttgart noch weiter ab.
Was ist das größte Volksfest der Welt?
Schon wieder gewinnt die Münchner Wiesn. Platz zwei geht in der Kategorie Volksfest an den Canstatter Wasen, in der Kategorie Kirmes geht dieser Platz aber an die Cranger Kirmes. Außerhalb Deutschlands gehört der St. Patrick‘s Day in Irland zu den größten Volksfesten. Der wird aber nicht nur an einem Ort, sondern im ganzen Land gefeiert. Auch das Fête du Citron im südfranzösischen Menton gehört mit 200.000 Besuchern in 15 Tagen zu den größeren Volksfesten der Welt.
Fazit zu den größten Volksfesten in Deutschland:
Wenn der Duft gebrannter Mandeln durch die Luft wabert und die Schausteller lautstark ihre Attraktionen anpreisen, herrscht eine einzigartige Stimmung auf den Rummelplätzen unserer Städte. Gesteigert wird diese nachts, wenn die vielen bunten Lichter den Festplatz in ein stimmungsvolles Licht tauchen. In solchen Momenten wird euch schnell bewusst, warum viele deutsche Städte ihr Volksfest als fünfte Jahreszeit bezeichnen. Um dieses Gefühl nicht nur auf dem heimischen Volksfest zu erleben, lohnt es sich durchaus mal eine Reise zu dem ein oder anderen der größten Volksfeste in Deutschland zu unternehmen. Allerdings solltet ihr diesen Besuch eher langfristig planen, weil es in der jeweiligen Stadt kurzfristig schwer werden könnte noch ein Hotel zu finden. Das gilt ganz besonders für das Münchner Oktoberfest, das man mindestens einmal erlebt haben muss.