Fährt ein Mensch in den Urlaub, dann hat er häufig ein Problem: Die jeweilige Landessprache. Klar, das lässt sich leicht umgehen. Schließlich kann man ja auch im eigenen Land Urlaub machen, dann gibt es vor Ort keine Verständigungsprobleme (wobei: Ob jetzt für den Hamburger, der am Tegernsee urlaubt, die Sprachbarriere wirklich kleiner ist als für den Hamburger, der in Spanien weilt, das kann schon angezweifelt werden). Oder man wählt sich als Ziel die Türkische Riviera oder ähnliches, da sind die Leute ja eingestellt auf Touristen, da sprechen sie alle, wenn nicht sogar deutsch, zumindest englisch.

Aber vielleicht zieht es einen, sagen wir, zum Urlaub nach Frankreich – dann wird es wirklich schwierig. Über Frankreich und die Franzosen gibt es ja einiges an Vorurteilen: Zum Beispiel seien unsere Nachbarn nicht allzu nett zu deutschen Touristen. Und ihre Fremdsprachenkenntnisse gelten als nicht vorhanden. Beide Vorurteile können wir wenigstens anekdotisch widerlegen: Da fuhren zwei Deutsche, eine junge Frau und ein nicht mehr ganz so junger Mann, nach Paris und sie brachten gemeinsam immerhin elf Jahre Schulfranzösisch mit. Elf Jahre Schulfranzösisch aber reichen nicht unbedingt, sich mit den Parisern zu unterhalten.

Schon am ersten Abend scheiterten die Beiden bei der ersten Essensbestellung im erstbesten Bistro: Der Kellner konnte einfach nicht verstehen, was sie ihm auf Französisch entgegenstotterten. Sie waren ratlos. Sie versuchten es nochmal. Sie scheiterten wieder. Zunehmend hungrig besprachen sie auf Deutsch, was sie denn nun machen sollten, ihre Mägen doch noch zu füllen. Und der Kellner hörte zu und er erkannte die Sprache – und ab da sprach er den ganzen restlichen Abend in fließendem Deutsch mit ihnen. Unfreundlich geht anders. Und welche der beiden Nationen sich hier als sprachbegabter zeigt, ist wohl offensichtlich.

Die Sprache des Urlaubslandes nicht zu beherrschen, hat aber auch ihre guten Seiten. Kurt Tucholsky erzählte einmal von einem Dänen, mit dem er übers Reisen ins Gespräch kam (das Ganze findet sich in „Schloss Gripsholm“). Jener Däne nun behauptete, dass man bloß nicht die Landessprache des Reiseziels verstehen dürfe, denn nur so könne man die Menschen vor Ort ertragen. Das ist natürlich gemein und völlig übertrieben – aber es hat einen wahren Kern, was man gerade von den Dänen wunderbar lernen kann. Wer in Kopenhagen den Einheimischen nur flüchtig zuhört, der bekommt den Eindruck: Die sprechen hier ja Deutsch!

Natürlich sprechen sie nicht Deutsch (obwohl auch das viele Dänen beherrschen), sie sprechen Dänisch. Aber es klingt wie Deutsch, wenn man nicht genauer hinhört. Beim Versuch, den Inhalt zu verstehen, wird dann der Irrtum offensichtlich, kein einziges Wort ist verständlich. Dafür kling das alles recht niedlich, was sich da aus dänischen Kehlen ausbreitet in die Welt. Wahrscheinlich klingt es sogar deshalb niedlich, weil es nicht verständlich ist. Denn sicher reden die Dänen den gleichen Unsinn wie wir – nur merkt das eben keiner, wer spricht schon Dänisch? Und also sind die Dänen sympathisch, kaum dass sie den Mund öffnen, weil alles nett klingt, was sie reden, weil eben nur der Klang zählt, nicht der Inhalt.

Manchmal muss man natürlich auch mit den Dänen reden, da kann man die Einheimischen getrost auf Englisch ansprechen, jeder Kellner, Verkäufer und Rezeptionist wird fließend antworten. Doch gleich darauf lasse man die Dänen gleich wieder in Ruhe mit seinen Fragen und lausche ihnen lieber, wie sie dänisch reden – es ist einfach entzückend! Tucholskys Däne hatte unbedingt recht: Wer in Urlaub fährt, sollte dorthin reisen, wo er nichts versteht. Denn dann sind die Sprachen viel schöner und die Menschen sehr viel liebenswerter.
Und wenn ihr selbst nun ausprobieren wollt, wie hübsch das Dänische ist und wie nett die Franzosen sein können und wie schön es ist, die Leute nicht zu verstehen, dann hätten wir was für euch – die Wenigsten dürften alle Sprachen beherrschen, die auf dieser Kreuzfahrt – Route durch das westliche Mittelmeer gesprochen werden.