Unsere UrlaubsChecker Astrid und Andreas sprechen heute Klartext. Denn auch sie wurden schon Zeugen, wie sich der ein oder andere Urlauber daneben benommen hat. Ob stundenlang reservierte Liegen oder Rüpeleien am Frühstücksbuffet – erfahrt in ihrem neuesten Beitrag, was vor allem in Ägypten (und eigentlich auch überall anders) gar nicht geht.
Man sollte meinen, dass jeder, der in den Urlaub fährt, gute Laune, Respekt und Manieren mit im Reisegepäck hat. Doch manchmal ist wirklich Fremdschämen angesagt. Ist es einfach Unwissenheit, Unbedachtheit oder haben manche im Urlaub andere Werte als zu Hause? Hier ein paar Gedanken unter dem Aspekt: „Wir fahren als Gäste in eine andere Kultur, die wir achten und respektieren sollten.“
Sprache in Ägypten
Ägypten liegt in Nordafrika und hier wird umgangssprachliches Arabisch gesprochen. Die Schulbildung ist immer noch in den Kinderschuhen und nur reiche Familien können sich Privatschulen mit Fremdsprachen leisten. Diesen ausgebildeten Nachwuchs finden wir weniger in Restaurants und Hotels. Im Tourismus arbeiten Menschen aus einfachen Verhältnissen des ganzen Landes: Aus Assuan, Luxor, Qina, Mansura, Kairo oder aus Alexandria kommen sie, und wollen mit der Arbeit im Tourismus ihre Familie unterstützen.
Wenn in Deutschland jemand in den Supermarkt, den Telefonladen, die Bank oder in ein Restaurant geht und sagt: „Andak Maja wallah fi fahar?“, dann möchte ich das Gesicht des Angestellten sehen. Er wird sagen: „Wat willste?“ oder „Ha?“ oder „Künste det mal uf deutsch sachen?“ Doch niemals: „Wallah, andi, elhamdullelah!“
Warum kommen die Gäste hier an und sprechen den Rezeptionisten, den Busfahrer, den Reiseleiter oder den Restaurantleiter auf Deutsch an? Nur, weil wir hier eine Urlaubsgegend haben, die von den Deutschen geliebt wird, können wir dann auch erwarten, dass man ihre Muttersprache spricht? Auch wenn die Ägypter sich autodidaktisch schnell Sprachen beibringen, ist weder Englisch noch eine andere Sprache in den Schulen hier Pflichtunterricht.
So funktioniert die Bezahlung in Ägypten
Ja, wir sind in einem Dritte-Welt-Land, wo die Kosten für einen hier lebenden Ausländer wesentlich günstiger sind als für einen Touristen. Aber die Kosten sind im Vergleich zu Deutschland für beide deutlich niedriger. Deshalb finde ich die leidigen Diskussionen im Netz oder noch schlimmer, vor Ort, sehr ermüdend und peinlich wie zum Beispiel: „Was dürfen Antinal in der Apotheke oder eine Taxifahrt kosten?“ Es geht letztendlich um kleine Eurobeträge, die in der Urlaubskasse als Nebenkosten einfach einkalkuliert sein sollten.
Den hiesigen Lohn auf Euros umzurechnen, bringt keinen Einblick über die Wertigkeit des Geldes. Im Grunde ist es so, dass für einen Ägypter ein Pfund etwa die Wertigkeit eines Euros beim Verdienst ist. Also auch hier wird zwischen 1.500 und 4.000 Pfund verdient.
Doch die Kosten sind seit des Verfalls des Pfunds und der Subventionsstreichungen der Grundnahrungsmittel und des Benzins drastisch gestiegen. Fünf Pfund für Benzin in Ägypten ist also in etwa so, als müssten wir fünf Euro pro Liter in Deutschland zahlen. Was, glaubt ihr, würde in Deutschland passieren, wenn sich das Benzin binnen 18 Monaten auf fünf Euro verteuert hätte?
Bleiben wir bei den Beispielen: In Deutschland kostet ein Kilometer Fahrt mit dem Taxi zwischen einem und 2,50 Euro, je nach Stadt, plus Anfahrtspauschale von etwa 1,50 Euro. Also zahle ich für eine Fahrt von Makadi zum Flughafen (etwa 35 Kilometer) mit Anfahrt etwa 40 bis hin zu 90 Euro.
In Ägypten kostet der Kilometer vier Pfund. Wenn ich diese Fahrt dann für zehn / 15 Euro bekomme, dann haben doch beide eine Win-Win-Situation. Deutlich weniger als in Deutschland, und der Taxifahrer hat etwas mehr daran verdient.
Wenn ich das Antinal im Hotel in Makadi kaufe, brauche ich die zehn Euro Taxi nicht bezahlen. Deshalb kostet das Antinal im Hotel 10 Euro. Auch die Dienstleistung, dass man für 500 Gäste eine ganze Apotheke zur Verfügung stellt, kostet Geld. Und meint ihr wirklich, es kommen in diese Shops der Hotels andere Kunden? Er muss von denen leben, die da sind.
Also lasst die Kirche im Dorf und bezahlt ein bisschen mehr als im Shop auf einer Einkaufsstraße, der mehr Kunden hat und weniger Miete bezahlt. Bequemlichkeit ist auch eine Art Luxus, den man sich leisten kann.
Ist Trinkgeld in Ägypten üblich?
Schon am Flughafen wird man mit dem Thema Trinkgeld konfrontiert: Man bekommt förmlich das Tragen der Koffer aufgedrängt oder alleine für das Einladen des Gepäcks in den Bus wird die Hand aufgehalten. Natürlich wird, wie auch in Deutschland, in den Dienstleistungsberufen das Trinkgeld in die Gehaltsfindung einbezogen.
Doch auch hier gilt: Trinkgeld ist freiwillig und sollte sich durch besondere Dienstleistungsbereitschaft und Freundlichkeit verdient werden. Deshalb muss man sich nicht scheuen, jemanden nichts zu geben, wenn er ungefragt oder sogar ungewollt eine Dienstleistung erbringt.
Andererseits sollte man freundlichen Menschen, die euch den Urlaub versüßen, gerne mit großzügigem Trinkgeld danken.
Im Hotel mit All inclusive sollte man „seinem Kellner“ oder dem Reinigungspersonal im Zimmer pro Tag und Person einen Dollar Trinkgeld geben. Und einfach mal besonders freundlichem Personal etwas geben, zum Beispiel auch dem Gärtner oder dem Koch hinter dem Büffet, das macht Spaß, weil man einfach Menschen etwas Gutes tut, die für geringen Lohn wirklich viel arbeiten müssen. Auch eine Art der Entwicklungshilfe!
Auf den Kreuzfahrtschiffen sind fünf Euro pro Person und Tag obligatorisch und werden vom Reiseleiter eingesammelt. Dieses „Zwangstrinkgeld“ ist fest für das Gehalt des Personals eingerechnet und hat nichts mit dem „normalen“ Trinkgeld zu tun. Rechnet dieses Obligo einfach in Gedanken zum Reisepreis dazu und streicht es dann aus den Gedanken.
Was ziehe ich am besten in Ägypten an?
Ich erinnere mich noch an das bayrische Dorf, indem ich als Teenager aufgewachsen bin (also vor 40 Jahren). Als die erwachsene Tochter vom Nachbarn eine enge, weiße Jeans angezogen hatte, bei der man ziemlich deutlich die Unterwäsche sah, wurde sie von ihrer Mutter mit Entsetzen begrüßt. Bayern ist selbst heute am Land noch ziemlich konservativ, auch was Kleidung angeht. Ägypten auch.
Kleidung ist immer wieder in Foren und den sozialen Netzwerke ein Thema, welches kontrovers diskutiert wird. Es ist warm und man möchte sich sommerlich kleiden, sagen die einen, du bist in einem islamischen Land und hast dich entsprechend zu bedecken, sagen die anderen.
Muss denn sommerliche Kleidung immer auch gleichzeitig aufreizend sein? Außerdem: Häufig ist enge, kurze Kleidung nicht reizend. Warum nicht statt Bikini lieber einen schicken Badeanzug tragen und abends dann weite Hosen mit Hemdbluse? Deshalb richtet sich meine Überlegung, was ich anziehe, danach, ob ich vor Hitze und Moskitos geschützt bin und was bei meiner Figur entsprechend locker sitzt und nett aussieht. Glaubt mir, ich habe mir jetzt auch eine Galabea gekauft!
Doch auch außerhalb der Hotelanlagen frage ich mich schon manchmal, wurden das persönliche Schamgefühl und die Kleiderordnung wirklich zu Hause vergessen? Dies gilt übrigens besonders oft für die Männer!
Wenn ich mich im Hochsommer in Deutschland in irgendein Straßencafé setze, um das bunte Treiben zu beobachten, sehe ich Miniröcke, Shorts, T-Shirts. Habt ihr da schon mal einen Mann nur mit Badehose rumlaufen sehen, der sich im Supermarkt an der Ecke Getränke kauft? Sitzen euch im Café Frauen gegenüber, die nur im Bikini bekleidet ihren Cappuccino trinken oder einen Salat essen? Nein.
Sitze ich in Hurghada, sehe ich, wie aus den Shops Männer kommen, die nur mit Badehose bekleidet einkaufen gehen; und in den Bars sitzen die Frauen im Bikinioberteil. Übrigens, welcher Unterschied zwischen Bikini und BH besteht eigentlich? Man könnte dann gleich in der Unterwäsche rumlaufen.
Alkohol in Ägypten
Man könnte meinen, ein Urlaub verdient erst das Prädikat „wertvoll“, wenn man ab morgens Alkohol bekommt. Das Sprichwort: „Man sollte mit dem beginnen, womit man abends aufgehört hat“, wird hier sehr wörtlich genommen. Braucht man den wirklich bereits zum Frühstück Alkohol, um gut gelaunt seinen Urlaub genießen zu können?
Beim Oktoberfest glüht man vor, im Urlaub glüht man nach.
Alkohol enthemmt den einen, den anderen macht er aggressiv, wieder andere schlafen einfach nur ein. Auf alle Fälle verändert er die Aufnahmefähigkeit und Reaktionszeit. Der besondere Nachteil der All-Inclusive-Urlaube ist, dass viel mehr getrunken wird, weil man glaubt, sonst nicht alles genutzt zu haben, was bezahlt wurde.
In Ägypten kostet importierter Alkohol mehr als in Deutschland, deshalb ist dieser all inclusive nicht enthalten. Das einheimische Bier Stella und Luxor schmeckt und ist als Radler ein toller Durstlöscher.
Alle ägyptischen Weine, die in den Hotels ausgeschenkt werden, sind aus der Kelterei in El Gouna, die in der Stunde 2.400 Flaschen abfüllt. Wer sich zu einem guten Abendessen einen besonderen Tropfen gönnen möchte, kauft sich eine Flasche Bursollei oder Jardin, die Flasche kostet etwa 17 Euro im Hotel.
Ein paar Verhaltensregeln für den Pool oder Strand
Der bekannteste Morgensport ist wohl die „Liegenreservierung“! Man kann beobachten, wie sich bereits zu Sonnenaufgang emsige Touristen auf den Weg machen, um sich die Lieblingsplätze zu reservieren. Natürlich regt sich jeder darüber auf und niemand bekennt sich dazu. Besonders egoistische Gäste reservieren sich sogar zwei Liegen, eine am Strand und eine am Pool. Noch interessanter finde ich die Variante, dass mehrere Liegen nebeneinander reserviert werden, mit einer Sonnenbrille, einem Buch und mit dem Paar Schuhe kann man noch zwei weitere Liegen in Beschlag nehmen.
Ich persönlich nutze Liegen, auf denen einfach nur Handtücher deponiert sind. Ich stelle mich dann gerne der Beschwerde, warum ich es wage, auf „seiner Liege“ zu liegen. Ich antworte dann: „Hier sind noch so viele Liegen frei, die reserviert und nicht genutzt werden, dass Sie davon eine nutzen können.“ Wer eine Diskussion mit mir beginnen möchte, dem erkläre ich dann schon, dass er die Liegennutzung zwar mit dem Reisepreis bezahlt hat, aber die Liege nicht gekauft hat.
In der Rubrik Pool / Strand möchte ich noch einmal das Thema Kleidung aufgreifen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass man die Sitten des Gastlandes akzeptiert. Wie bereits erwähnt, ist oben ohne oder gar FKK nicht erlaubt, auch nicht in der Sauna. Auch wenn es nicht geahndet wird, ist es eine Respektlosigkeit, wenn sich besonders die Damen in den Hotelanlagen nur in Badehose bräunen. Außerdem bringt man mit dieser Freizügigkeit das Personal in Verlegenheit.
Auch wenn sich die Restaurants oft in Strandnähe befinden, bedeutet dies nicht, dass es noch zum „Badebereich“ gehört und deshalb ist Badekleidung dort nicht angemessen. Außerdem möchte ich nicht auf einem Stuhl Platz nehmen, der vorher von jemanden mit nasser Kleidung durchtränkt wurde.
Restaurantbesuche in Ägypten
Darüber gibt es ja wirklich Kniggeregeln, die wir hier gar nicht ansprechen wollen. Nein, wir setzen eine Stufe vorher an: Welche einfachen Grundregeln sollte man aus Respekt gegenüber dem Personal und seinen Mitmenschen beim Restaurantbesuch beachten?
Beginnen wir mit einer Szene im Buffetrestaurant: Ich gehe auf einen Tisch zu und möchte mich setzen, irgendetwas irritiert mich. Ach, kleine Veränderungen auf dem sauberen Tisch deuten an, dass dieser reserviert wurde. Es liegt eine Brille da, die Serviette wurde entfaltet oder ein Buch platziert. Es sieht nach dem gleichen Muster aus, wie morgens die Sonnenliegen reserviert werden. Ich setze mich an einen sauberen, freien Tisch und bestelle ein Getränk. Volle Gläser an leeren Tischen zeigen auch, dass hier jemand sitzt.
Wir gehen ans Buffet. Eine erste Orientierung ist meist notwendig, um das System des Aufbaus zu erfassen, sich einen Überblick der Angebote zu machen und festzustellen, wo sich die sauberen Teller befinden. Jeder, der das nicht macht, hat Nachteile: Er findet nicht so schnell sein Lieblingsessen und bis er am Tisch sitzt, ist das Essen kalt.
Ich hasse Buffet! Wie soll sich denn eine gemütliche Atmosphäre entwickeln, wenn der Kampf um den vordersten Platz bei den Speisen oft mit verbalem Kräftemessen und Körpereinsatz verbunden ist. Das Ergebnis: ein liebloses Durcheinander auf dem Teller. Da macht man die Augen beim Essen lieber zu, da diese bekanntlich mitessen. Die ganze Hektik macht ein Genießen unmöglich. Wenn man Glück hat, kommt man ohne blaue Flecken am Körper, Soßenflecken auf der Kleidung und Salatdressing vom Vordermann auf den Schuhen wieder an seinem Tisch an, der inzwischen von anderen Gästen belegt wurde, weil ein übereifriger Kellner unsere halb leeren Getränke abgeräumt hat.
Auch hier ist wieder das leidige Thema Garderobe anzusprechen. Ich habe einmal einen Croupier im Spielcasino gefragt, warum es nur für Männer eine Kleiderordnung gibt. Er meinte: „Die Damen sind immer gut angezogen!“ Das spiegelt sich auch beim Restaurantbesuch wieder!
Fazit
Der Kunde ist König, also sollte er sich auch königlich benehmen. Er hat Dienstleistungen gebucht. Er hat nicht das Recht, seine Ansprüche durchzusetzen, auch wenn der ganze Urlaub dabei vermeintlich drauf geht!
Wir Deutschen sind bei den Ägyptern sehr beliebt, weil wir guten Fußball spielen, weil wir gute Autos produzieren, weil wir Benehmen haben und gutes Trinkgeld geben.
Helft uns dabei, dass dieses Image bestehen bleibt! Danke.
In diesem Sinne einen schönen Aufenthalt – stöbert doch einfach mal in unseren aktuellen Ägypten-Angeboten oder holt euch ein paar Tipps für eure nächste Reise in unserem großen Urlaubsguide.
Eure Urlaubs-Checker
Astrid und Andreas